Chronik/Wien

Endlose Suche nach neuen Sexmeilen

Von einem Zurück-an-den-Start will niemand reden. Dennoch ist die Umsetzung des seit 1. November gültigen Wiener Prostitutionsgesetzes ins Stocken geraten. Die Stadtregierung steht vor einem veritablen Problem: Wohin mit dem Straßenstrich?

Mittwochnachmittag reduzierte die eingesetzte Steuerungsgruppe (bestehend aus SPÖ-, Grüne- und einigen Bezirkspolitikern sowie Experten und Polizisten) die möglichen Standorte ganz ohne das Zutun der aufmüpfigen Bezirksvertretungen. Die Empfehlung für den Auhof, der vor Kurzem noch das ideale Platzerl war, wurde kurzerhand zurückgezogen. "Es gibt massive Sicherheitsbedenken", sagt Gabriele Philipp, Sprecherin der SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger. Vor dieser Entscheidung waren Bürger gegen die neue "Sexmeile Auhof" auf die Barrikaden gestiegen.

Eine wichtige Entscheidung ist im Gremium dennoch gefallen. Demnächst werden alle Anrainer-Bezirke des Gürtels ins Gebet genommen. "Das soll ein enger Abstimmungsprozess sein", sagt Philipp.

Entlang des Gürtels könnten so genannte Erlaubniszonen entstehen. Das neue Gesetz verbietet zwar Straßenprostitution im Wohngebiet - außer aber, sie findet in solchen Zonen statt. Das ist die Theorie.

Ablehnung

In der Praxis stieß bereits die Ankündigung, in vier Bezirken eine solche Zone einrichten zu wollen, auf Ablehnung. Thomas Blimlinger (Grüne), Bezirksvorsteher in Wien-Neubau, preschte mit einem "Nein" vor. Der geplante Abschnitt würde in der Bezirksvertretung "mit Sicherheit abgelehnt" werden. Wackelkandidaten sind auch die anderen Bezirke (Alsergrund, Mariahilf und Rudolfsheim-Fünfhaus).

Nach dem Motto "geteiltes Leid ist halbes Leid" soll nun jedem Bezirk entlang des Gürtels ein Platzerl abgerungen werden.

Das letzte Wort hat die Polizei, die per Verordnung die Standorte festlegt. Die Bezirksvertretungen haben in diesem Behördenverfahren nur ein Anhörungs-, kein Vetorecht.

Der Gürtel war von Beginn an ein Vorschlag der Grünen. "Derzeit kenne ich keine Alternative", sagte die Grüne-Sozialsprecherin Birgit Hebein vor der Sitzung.
Laut Philipp greift das Gesetz bereits: Die Straßenprostitution habe sich halbiert, Wohngegenden seien entlastet worden.

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