Chronik/Wien

Eine Designerin mit Mumm

Mit dem opulenten Lobmeyr-Luster, den eleganten Zementfliesen und den filigranen Champagnerschalen ist das Restaurant im Grand Ferdinand Hotel wie gemacht für eine Modedesignerin, die sich auf elegante Vintage-Mode spezialisiert hat. Tatsächlich ist Designerin Lena Hoschek, die im April ihren Flagshipstore in Wien eröffnete und bei der "Berlin Fashion Show" Ende Juni das Publikum begeisterte, oft in diesem Hotel anzutreffen.

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Hotelier Florian Weitzer, der ebenso wie sie aus der Steiermark kommt, kennt Hoschek bereits seit seinem ersten Hotelprojekt, dem heute schmucken Hotel Daniel in Graz. Sie schätzt seinen Geschmack, seine Liebe zum Detail. Das Restaurant in seinem 2015 eröffneten Ringstraßen-Hotel sucht sie wegen der altösterreichischen Küche, des aufmerksamen Personals – und ein bisschen wegen des köstlichen "Mumm"-Champagners auf, der ihr auch gerade serviert wird. Diesmal bleibt Hoschek nicht im Erdgeschoß, sondern wählt das Restaurant in der Grand Ètage, das Hotelgästen und Clubmitgliedern vorbehalten ist. Hier sitzt man in gepolsterten Ohrensesseln mit Blick auf die Dächer Wiens.

"Es wird immer besser"

Es ist bereits nach 20 Uhr, aber früher ging sich das Abendessen nicht aus. Dafür ist einfach zu viel zu tun.

Vor knapp elf Jahren eröffnete die damals 24-Jährige ihr erstes Modegeschäft in der Grazer Altstadt. "Das war der 5. November 2005, es kamen 300 Leute und ich verkaufte zwei Röcke. Da wusste ich: Das wird aufgehen. Und es wird stückchenweise besser." Mittlerweile tragen internationale Stars wie Dita Von Teese, Liz Goldwyn oder Mad-Men-Darstellerin Christina Hendricks ihre Designs. Zwischen 150 und 220 Kollektionsteile entwirft sie im Jahr – und darin ist die Trachtenkollektion noch nicht eingerechnet. Derzeit wird zudem an einem neuen Online-Shop getüftelt, mit dem man das verspielte, gemütliche Einkaufserlebnis aus dem Geschäft in die digitale Welt holen möchte.

Wovon sie eigentlich inspiriert wird? "Wovon denn nicht?", erwidert Hoschek. Selbst der "Mumm"-Champagner vor ihr auf dem Tisch könnte ein Ideenanstoß sein. "Er ist rosa, sparkly, schillernd, ist soft in der Textur, man möchte tanzen, also braucht man einen weiten Rock ..." Es ist ihr wichtig, mit ihren Kollektionen eine Emotion, ein Bauchgefühl zu transportieren. Deshalb gibt es für jede Kollektion auch die passende Musik im Store. Die derzeitige Kollektion heißt übrigens "The Brits". Denn Brexit hin oder her, London ist – nach Wien – ihre Lieblingsstadt.

Ob es für die Karriere besser wäre, in London zu arbeiten? "Das ist mir egal", sagt Hoschek. "Mein Anspruch ist es, nicht nur zu arbeiten, sondern mein Leben auch zu genießen. Und ich bin nun einmal mit Herz und Seele Österreicherin."

Erst im April ist sie mit ihrem Mann in eine "richtige" Wohnung in Wien gezogen. Davor lebte sie jahrelang in einer Dienstwohnung, in der es nicht einmal einen Tisch gab. "Jetzt bin ich Hietzingerin und höre in der Wohnung die Kirchenglocken", sagt Hoschek und nimmt noch einen Bissen "Sticky Toffee Cake".

In den kommenden Tagen werden sie weniger österreichische Glocken, als italienische Hupen wecken. Mit Auto und Vespa geht es in den Süden. Es sind – abgesehen von ihren Flitterwochen – die ersten zwei Wochen Urlaub am Stück in elf Jahren.