Drogen-Szene wieder übersiedelt: "Man muss eine Lösung finden"
Von Daniel Melcher
"Es wird immer schlimmer", beschreibt Anrainerin Oksan G. (28) die Suchtmittel-Szene am Gaudenzdorfer Gürtel. Sie will mit ihrer Familie nach mehr als fünf Jahren von dort wegziehen. "Die Polizei hat zwar bei der U-Bahn-Station Margaretengürtel vor Monaten eine Aufräumaktion durchgeführt. Jetzt sind die Junkies aber weitergezogen", erzählt sie. Ein KURIER-Lokalaugenschein am Mittwoch zeigt: Ungefähr einen Kilometer weiter. Bereits um 7.45 Uhr –15 Minuten vor der Öffnung – bildet sich am Margaretengürtel vor einer Apotheke eine Schlange. Danach suchen einige der Kunden gleich den Weg in die umliegenden Parks. "Vor allem im Haydn- und Herweghpark. Wir haben im Umkreis von 200 Metern fünf Kindergärten, drei Horte und Spielplätze. Die Süchtigen kochen sich ihre Mittel und spritzen sich diese vor den Augen von Passanten und Kindern", erzählt die 28-Jährige. Auch ihre eigene Tochter musste schon solche Szenen mit ansehen. "Sie ist erst fünf Jahre alt. Was soll ich ihr dazu sagen. Ich habe ihr halt erklärt, dass der Mann krank ist."
Suchtmittel vergraben
Ein weiterer Anrainer erzählt, dass er nach 41 Jahren aus dem Grätzel wegziehen wird. "Ich bin hier eigentlich aufgewachsen", schildert er. Während des Gesprächs krabbelt plötzlich ein Mann im Herweghpark in ein Gebüsch und stochert mit einem Ast in der Erde herum. "Da ist schon wieder ein Goldgräber unterwegs. Die Suchtkranken vergraben ihre Mittel und graben sie später wieder aus", erklärt er. Seine Ehefrau ergänzt: "Ich will nicht, dass meine Kinder in einer solchen Umgebung aufwachsen." Die Polizei erklärt auf Anfrage, dass man versuche, die Szene ständig in Bewegung zu halten. "Wenn wir von einer neuen Verlagerung erfahren, führen wir dort Bestreifungen durch. Damit keine Ansiedlungen stattfinden", erläutert Polizeisprecher Daniel Fürst.
Anrainerin Friederika H., die täglich in den Parks unterwegs ist, sieht die Behörden aber mehr in der Pflicht. "Es bringt nichts, die Szene immer nur zu verschieben. Es wird immer Suchtkranke geben. Man muss dafür eine Gesamtlösung finden", sagt die Wienerin. Einen Vorschlag hat sie auch parat: "Warum verlagert man die Szene nicht in das Industriegebiet. In den inneren Bezirken muss das wirklich nicht sein."