Chronik/Wien

Wien: Krankenanstalten-Direktor Janßen muss gehen

Der Chef des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV), Udo Janßen, muss nach etwa zwei Jahren gehen. Wie Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) heute bekanntgab, trennt sich die Stadt Wien "mit dem heutigen Tag" von dem Manager.

Die Entscheidung wurde Montagfrüh bei einer spontan einberufenen Pressekonferenz bekanntgegeben. Die Veranstaltung dauerte nur rund drei Minuten. Demnach sei die Entscheidung im Laufe der verganenen Wochen gefallen. Heute Früh sei Janßen über die Entscheidung informiert worden.

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Janßen, der sein Amt im April 2014 angetreten hatte, besitzt einen Vertrag bis 2019. Die Auflösung des Vertrags sei jetzt Gegenstand von Gesprächen. Im Jänner erklärte Janßen selbst, es gebe keine vorzeitige Kündigungsoption. Davor wurde eine solche Option mit April 2017 kolportiert.

In die Kritik geraten war Janßen unter anderem wegen der Verzögerungen und Kostensteigerungen beim Krankenhaus Nord. Auseinandersetzungen gab es auch mit der Ärzteschaft, deren Proteste gegen neue Dienstzeitmodelle im Vorjahr in einem Warnstreik gipfelten. Zudem übte der Rechnungshof in einem Rohbericht Kritik an hohen Gagen, Beraterkosten und am Personalmanagement im KAV.

"Vertrauen verloren gegangen"

Der Krankenanstaltenverbund befinde sich mit dem Start der Umsetzungsphase für das Spitalskonzept 2030, an einem entscheidenden Punkt, hieß es in den Unterlagen zur Pressekonferenz. Darin wird weiters erklärt: "In dieser sensiblen Phase ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Führung, das Management bzw. das Personal in den Häusern und letztlich auch die politischen EntscheidungsträgerInnen an einem Strang ziehen". Grundlage dafür sei gegenseitiges Vertrauen, "und dieses Vertrauen ist verloren gegangen".

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Interimsführung

Janßens Aufgaben werden ab heute interimistisch von den bisherigen Stellvertretern, Thomas Balasz und Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, übernommen.

Die Position des Generaldirektors werde ausgeschrieben, "sobald über die künftige Organisationsform des KAV entschieden wurde".

Bis diese Entscheidung gefallen ist, wird Michael Binder, Leiter des Health Care Managements im KAV, die ärztlichen Agenden in der Generaldirektion übernehmen.

Die Vorgangweise sei mit Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) abgestimmt worden, heißt es abschließend.

Der Präsident der Wiener Ärztekammer Thomas Szekeres sieht mit der Trennung von Janßen die Forderung nach einer "Veränderung im inkompetenten KAV-Management" vom Warnstreik im September vergangenen Jahres als "großteils erfüllt" an. Er sprach sich dafür aus, dass nun "eine Ärztin oder ein Arzt mit Erfahrung" die Position übernimmt. Nur so könne das verlorene Vertrauen zwischen dem KAV und den Angestellten wiederhergestellt werden, sagte Skzekeres.

"Der Abgang des völlig überforderten Krankenanstaltenverbund-Chefs Janßen war lange überfällig. Dass ihn die SPÖ trotz Dauerversagens so lange gehalten hat, ist ein Skandal", reagierte FPÖ-Vizebürgermeister Johann Gudenus in einer Aussendung. Den Personalwechsel sieht er als Chance, das Gehalt des künftigen KAV-Direktors zu stutzen. Kein Stadt-Manager solle mehr verdienen als der Bürgermeister, also 17.000 Euro im Monat. Außerdem forderte er, dass offengelegt wird, wie viel Geld Janßen für den Abgang erhält. Als Nachfolger wünsche er sich "keinen weiteren Import", sondern "einen kompetenten Kenner der Materie aus den Reihen des KAV", so Gudenus.

Die Wiener NEOS pochten in einer ersten Reaktion auf eine rasche Entscheidung über die zukünftige Aufstellung des KAV. "Janßens Amtszeit war geprägt von Gefechten mit dem eigenen Personal, dem er einen Maulkorb verpasst hat. Sie war geprägt von massiven Problemen bei Bauprojekten wie dem Krankenhaus Nord und sie war geprägt von teils unerträglichen Zuständen für Patientinnen und Patienten", übte Beate Meinl-Reisinger Kritik. Die "Misswirtschaft" in der Wiener Gesundheitspolitik habe "enorme Ausmaße" angenommen. "In diesem Zusammenhang kann man nur sagen, dass KAV-Generaldirektor Udo Janßen nicht zu früh geht", befand Meinl-Reisinger.

Für ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel kann die Trennung von Janßen "nur einen ersten Schritt" in einem Neuanfang für den Wiener Krankenanstaltenverbund darstellen. "Diese Personalentscheidung darf jedoch nicht dazu führen, dass die politische Verantwortung weiterhin abgewälzt wird und dies lediglich als Manöver benutzt wird, um von eigenen Versäumnissen abzulenken", so Blümel. Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) müsse nun "die notwendigen und längst überfälligen Reformmaßnahmen in der Wiener Gesundheitspolitik einleiten".