Chronik/Wien

Die Wiedergeburt des Votivkirchenmuseums

Immer wieder gerät die Votivkirche in die Schlagzeilen. Man erinnert sich, etwa an die Asylwerber, die im Jahr 2012 die Kirche mehrere Wochen lang besetzten. Oder als im Oktober vergangenen Jahres die Kirche zu einem Ausweichquartier für Studenten wurde. Der Mindestabstand konnte dort nämlich besser eingehalten werden.

„Wir wollen Teil des Lebens und der Kultur sein, denn es gibt nichts Schlimmeres als leere Kirchen“, sagt dazu Pfarrer Joseph Farrugia. Derzeit ließe sich das, wegen der Pandemie natürlich nicht vermeiden. Aber der Pfarrer, auch bekannt als Tourismus-Seelsorger und einer der Ersten, der erkannt hat, dass sich an den Außenwänden der Kirchen Werbung gewinnbringend vermarkten lässt, hat wieder eine Idee: Er möchte den Raum hinter dem Hochaltar als Museum neu gestalten lassen.

Ende der Rumpelkammer

„Als ich vor 32 Jahren anfing, war das ehemalige Kaiseroratorium, das für das Kaiserpaar geplant worden war, eine Rumpelkammer“, erzählt er. Nach und nach ließ Farrugia es als Museum einrichten. Der Betrieb war aber aufgrund der aktuellen Renovierung eingestellt worden. Die Pause nützt er für eine Erneuerung.

Der Geistliche wandte sich an das Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst. „Er meldete sich mit dem Projekt und ich bin darüber sehr glücklich, denn wir suchen immer Restaurierungsarbeiten für unsere Studenten“, meint die Institutsleiterin und Universitätsprofessorin Gabriela Krist. Sie gilt als Spezialistin für Restaurierung und unterrichtet vier Fachklassen für die Restaurierung von Gemälden, Objekten – darunter auch polychrome (bunte) Holzskulpturen –, Textil und Stein. „Wir restaurieren regelmäßig für Museen, wie das MAK oder das Wien Museum“.

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Der Eintritt ins neue Museum in der Votivkirche soll nach Fertigstellung 10 Euro betragen. „Man muss es ja erhalten“, meint Pfarrer Farrugia. In dem 170 Quadratmeter großen Museumsraum, der einen Ausblick auf das Kircheninnere ermöglicht, sollen zehn Vitrinen aufgestellt und Bezug auf die Geschichte genommen werden: Mit liturgischen Kerzenleuchtern und Gewändern, Dokumenten vom Bau der Kirche oder einem hölzernen Kirchenmodell des Architekten Heinrich von Ferstel (u. a. Uni Wien, Palais Ferstel, Votivkirche), das Bankreihen und Miniatur-Kirchenbesucher zeigt.

Highlight der Schau wird der Antwerpener Altar, der vom Kaiser höchstpersönlich angeschafft wurde. Studentin Ines Schlömicher schreibt ihre Diplomarbeit über die Restaurierungsarbeit: „Ein wichtiges Beispiel für eine gut erhaltene und konservierte Originalpolychromie“. Spannend findet sie, dass 1956 vier Figuren (Veronika mit dem Schweißtuch, Joseph von Arimathäa, Nikodemus und Maria Salome) gestohlen wurden. Die wurden kurze Zeit später via Interpol zurückgebracht. 1970 wurden wieder drei dieser Figuren gestohlen – und die fehlen bis heute.

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Gestohlenes und Neues

Im Archiv wurde auch Neues entdeckt: Vorlagen für Glasfenster, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Ein Blickfang ist die Glasmalerei-Vorlage des Kaiserpaars. Hintergrund: Der Grundstein der Kirche wurde an ihrem zweiten Hochzeitstag gelegt, die Einweihung fand am silbernen Hochzeitstag (24. April 1879) statt.