Chronik/Wien

Die große Schanze: Fridge Festival

„Jawohl“, ruft Moderator Sepp begeistert über den erfolgreichen 520-Grad-Sprung des Snowboarders. Schnee spritzt auf die Zuschauer, die gebannt auf die 34 Meter hohe Schanze blicken – diese Szene spielt sich jedoch nicht in einem Skigebiet in den Alpen ab, sondern mitten auf der Wiener Donauinsel. Hier macht zum ersten Mal das ungarische Fridge Festival Station.

Extremsportler auf einem oder zwei Brettern und Electromusik prägen dieses Wochenende das Wiener Eiland. Zum Aufwärmen gibt es ungarischen Schnaps, Glühwein und Jägermeister. Die Besucher sind dick eingepackt in Skihose, Haube und warmer Unterwäsche.

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Skisport in der Stadt, passt das zusammen? „Aber klar“, so der Tenor der Gäste, die Freitagnachmittag langsam das Festgelände bevölkern. „Alpines Feeling mitten in Wien; das ist doch super“, findet Besucher Alex. Als gebürtiger Vorarlberger freut er sich sehr über das Stückchen Pistenspaß mitten in Wien.

Die Sportler aus dem In- und Ausland finden die Location jedenfalls „genial“. Auch wenn das Springen bei City-Events mehr Konzentration abverlangt. „Die Landebahn ist sehr steil und der Auslauf kürzer“, erläutert Antoine Truchon. Für die Profisportler scheint aber beim Fridge Festival der Spaß im Vordergrund zustehen – trotz der 20.000 Dollar Preisgeld.

„Ein bisschen relaxen in Österreich kann ich gerade gut gebrauchen“, sagt der 22-jährige Truchon. Er ist bei der Qualifikation unter den besten drei und schafft somit den Sprung ins Finale. „Natürlich würde ich mich über das Geld freuen, aber eigentlich geht es hier um die Atmosphäre.“ Truchon reiste dafür extra aus Quebec (Kanada) an. Am Sonntag geht es für den Sportler in die Ramsau.

Partystimmung

Boarder Philipp Kundratitz hat die Qualifikation nicht geschafft – doch traurig ist der Steirer darüber nicht: „Dann kann ich zumindest am Abend ordentlich Party machen.“

Denn neben dem sportlichen Contest gibt es für die Zuschauer jede Menge musikalische Acts zum Mittanzen. Den Anfang machte Freitag Hip-Hop-Pionier Grandmaster Flash. Am Abend folgten Dub FX und Paul Kalkbrenner. Für Samstag hatten sich The Prodigy angekündigt.

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Bis zu 10.000 Besucher erwartet Organisator Laszlo Jakabffy täglich. Extremsport und elektronische Musik – das passe einfach zusammen.

„Schön, dass es so etwas jetzt auch in Wien gibt“, sagt Sepp, der die Sport-Bewerbe moderiert. „Ich frage mich nur, weshalb die Ungarn kommen mussten, um so etwas zu organisieren.“ In jedem Fall hofft der begeisterte Snowboarder, dass dieses Event mithilft, die Szene wieder etwas zu beleben.

Das würde sich auch Besucher Alex wünschen. „Es hat so viele Jahre gedauert, bis sich das Snowboarden in Österreich etabliert hat. Ich kann mich noch an meine Anfänge erinnern, als man mich mit meinem Board fast nicht mit dem Lift fahren lassen wollte. Es wäre schade, wenn dieser Trend schon wieder verschwinden würde.“

Geht es nach den Veranstaltern, soll das Fridge auch in den nächsten Jahren Wien besuchen . Abgesehen von ein paar technischen Problemen und Stromausfällen, die es in den Griff zu bekommen gilt, gibt es seitens der Gäste nur einen Verbesserungswunsch. Snowboarderin Anna Gasser: „Einen Contest für Frauen.“