Chronik/Wien

Jugendliche Flüchtlinge lernen Wien kennen

Gemächlich tuckert die Liliputbahn dahin. Links und rechts ziehen langsam die Bäume vorbei. Die Kinder lachen und mit ihnen lacht Caroline Anderka. Sie unternimmt heute einen Ausflug zum Donauturm mit den Kindern, die alle ein Fluchthintergrund verbindet. Dieser Ausflug ist nur einer von vielen. Anderka war mit ihnen schon im Tierpark Schönbrunn, im Planetarium, im Kino, Billard spielen und picknicken.

Die Entscheidung, wohin Ausflüge gemacht werden, trifft Anderka nicht alleine. "Eine Gruppe von jungen Mädchen hat sich letztens gewünscht, ins Kino zu gehen, und daraufhin habe ich das für sie organisiert", erzählt die ehrenamtliche Helferin. Ihr ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen etwas unternehmen. Anderka möchte die Jugendlichen sanft integrieren, indem sie gemeinsam Wien entdecken.

Sternstunden

Dass Anderka sich mit den jungen Flüchtlingen beschäftigt, ergab sich spontan. Sie brachte Sachspenden zu einer Sammelaktion des Samariterbunds. Als sie drei Tage lang dort mithalf, merkte sie, dass genug Sachspenden vorhanden waren. Für sie machte es mehr Sinn, Zeit zu spenden. Heute bereut sie denn Schritt nicht. Durch das positive Feedback der Kinder weiß sie, dass sich ihre Arbeit lohnt: "Es ist schön, dass sogar heute noch die Kinder von den Sternen im Planetarium reden."

Hoch hinaus

Als vor dem Eingang zum Donauturm ein Kinderweinen Anderkas Erzählungen unterbricht, wirft sie einen Blick auf ihre Schützlinge. "Zum Glück keiner von uns", sagt sie erleichtert. "Man hat schon viel Verantwortung, aber damit muss man rechnen."

Rasant geht es 150 Meter in die Höhe. Die Jugendlichen bestaunen die Aussicht. Ein junges Mädchen aus Syrien bejaht die Frage, ob ihr die Aussicht gefällt, fügt aber dann leise hinzu: "Aber Damaskus in Syrien ist auch schön."

Nachdem alle eine Runde auf der Aussichtsplattform gedreht haben, versorgt Anderka die Kinder und Jugendlichen mit Semmeln und Saft. Die ehrenamtliche Tätigkeit hat Anderka so begeistert, dass sie zukünftig nur noch mit Kindern arbeiten will. "Die Kinder geben mir auch viel zurück, aber deshalb mache ich es nicht. Mir geht es darum, dass sie zufrieden sind und ich ihnen eine schöne Zeit ermögliche", sagt sie. Nächster Halt mit der Liliputbahn: der Spielplatz.