Chronik/Wien

Das mörderische Jahr des besten Jung-Polizisten

Als Polizist wird einem in Wien-Favoriten eher schwer langweilig. Der bevölkerungsreichste Bezirk der Bundeshauptstadt ist auch der mit der höchsten Kriminalitätsrate. Einer, der sich genau in diesem Umfeld wohl fühlt, ist Robert Nickel. Der 24-Jährige ist seit Juni 2015 im Dienst und wurde heuer zum Polizei-Newcomer des Jahres gewählt – hört man seine bisherige Bilanz, sehr verdient. "Ich hatte letztes Jahr zwei Lebensrettungen, sehr viele Festnahmen, nach Einbrüchen und Körperverletzungen, und eine Festnahme von einem Bombendroher", sagt Nickel.

Sein Tag in der Polizeiinspektion in der Favoritenstraße beginnt mit einem Kaffee. Danach legt er sich die schusssichere Weste an, die er aus der eigenen Tasche finanziert hat. Im Drei-Stunden-Rhythmus wird dann abwechselnd mit den anderen Kollegen der Inspektion Streife gefahren. Der Newcomer ist immer mit seinem Kollegen Mario Bennier unterwegs, der schon seit zehn Jahren im Dienst ist. Er bezeichnet Nickel als Naturtalent. Und Bennier muss es wissen, denn auch ihm wurde bereits ein 133-Award für seine Verdienste verliehen. 2016 war er der Wiener "Polizist des Jahres": "Es ist immer eine Herausforderung, einen neuen Kollegen zu bekommen. Robert hat sich aber sofort gut integriert, er ist ein Aushängeschild für uns."

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Der härteste Einsatz

Zu seinem bisher nervenaufreibendsten Einsatz wurde Nickel im Dezember letzten Jahres gerufen. Die Alarmierung lautete "Mord und Mordversuch": "Ich war als erster am Tatort in der Quellenstraße. Ein Mann ist leider verstorben, dem anderen konnte ich aber das Leben retten. Der Täter hat sich dann zwei Tage später gestellt." Nicht die einzigen Leben, die der junge Polizist gerettet hat. Er fand nach einer Abgängigkeitsanzeige einen schwer zuckerkranken Pensionisten, der fünf Stunden vermisst worden war. Erst Mitte Mai verhinderte er durch Erste Hilfe einen Mord in Simmering und nahm die Täterin bei der Amtshandlung auch gleich fest.

Die Karriere bei der Polizei stand nicht immer ganz oben auf seiner Liste der Traumjobs. "Man muss das Ganze sehr überlegt angehen, also seine Pflichten als Polizist." Zum Polizeidienst kam Nickel über seinen Cousin. Eigentlich wollte er zum Bundesheer. Als sein Cousin aber die Ausbildung bei der Polizei begann, weckte das schnell Nickels Interesse. Mit seiner bisher kurzen aber beeindruckenden Vita steht er vor einer großen Karriere bei der Polizei. Nickel möchte zu einer Spezialeinheit wie der Wega. Solange er noch in Favoriten Dienst versieht, bereitet er sich in seiner Freizeit auf das harte Training vor: "Sport ist Pflicht und ich gehe auch regelmäßig schießen."

Bis die Wega ruft, bleibt Nickel aber an der Seite seines Kollegen Bennier und die beiden ziehen weiterhin ihre Runden durch Favoriten.