Chronik/Wien

Cora allein in der U4: Hundedame fand den Weg nach Hause

Christine W. wurde vergangenen Freitag das vermutlich größte Weihnachtsgeschenk gemacht. Nach mehr als einer Stunde der verzweifelten Suche konnte sie ihren Vierbeiner wieder in die Arme schließen. Die Hundedame Cora war nach einer Biss-Attacke davongehastet und rannte quasi in die Arme eines Wiener-Linien-Mitarbeiters.

Freitag gegen 10 Uhr: Die Wienerin fuhr zusammen mit ihrem zwölfjährigen Hund von Meidling nach Hütteldorf, um wie jede Woche entlang der Lainzer Tiergarten-Mauer spazieren zu gehen. Auf einer Grünfläche trafen sie plötzlich auf einen anderen Hund. "Ein Boxer hat Cora schwer attackiert", schildert sie. Der Jagdterrier rannte aus Panik davon. Christine W. suchte verzweifelt nach ihrer Hündin.

"Normalerweise sollte man stehen bleiben, da Hunde meistens zurückkommen, doch sie kam nicht wieder", erzählt die Besitzerin. Fußgeher, die zufällig vorbeikamen, erzählten ihr, dass kurz zuvor ein Hund in Richtung U4-Station Hütteldorf gesprintet sei.

Sie rief sofort bei der Leitstelle der Wiener Linien an und fragte, ob man vielleicht einen Hund gefunden habe. Und tatsächlich: "Die Dame am Telefon erzählte mir, dass Cora in der Station Meidling Hauptstraße bereits auf mich wartet", schildert die Lehrerin.

Sechs-Kilometer Weg

Nach der Attacke rannte die Hündin fast einen Kilometer weit zur U-Bahn-Endstelle Hütteldorf. Sie überquerte die stark befahrene Wientalstraße über die Hackingerbrücke, sprintete in die Station, lief die Stiegen hinauf und stieg dann in eine Garnitur ein. Danach fuhr der Vierbeiner alleine sechs Stationen, über fünf Kilometer weit nach Meidling und sie wusste wohl genau: Das ist ihre Station, hier muss sie aussteigen.

Fahrgäste alarmierten den U-Bahn-Fahrer, der die Leitstelle verständigte. Stationswart Robert Prokes begab sich auf die Suche nach dem Tier. "Ich bin dann mit dem Fahrer den Zug abgegangen", erzählt er.

Als sich Cora offenbar zum Heimweg aufmachte, erblickte der 51-Jährige die Hundedame in der Station. Der Wiener – selbst ein Hundebesitzer – versuchte die verschreckte Hündin mit einem Papierknäuel auf sich aufmerksam zu machen und nahm sie mit in die Stationsüberwachung. Dort kümmerte er sich um die Hundedame und versorgte sie mit Wasser und Essen.

"Sind ein Lebensretter"

Als Christine W. nach fast einer Stunde an die Tür des Stationwarts an klopfte, rannte ihr Cora in die Arme. "Ich habe sofort gemerkt, dass ihr Herr Prokes gut getan hat. Sie schien sich bei ihm wohl zu fühlen. Daheim war sie dann aber komplett fertig", erzählt sie.

Am Donnerstag kam es zum Wiedersehen. Bei dem es für den Stationswart ein großes Dankeschön gab: "Sie sind ihr Lebensretter."