Chronik/Wien

Bankomat in Wien-Donaustadt in die Luft gejagt

Harald Schuster schaut verschlafen über seinen Zaun auf den Parkplatz der Supermarkt-Filiale am Biberhaufenweg in Wien-Donaustadt. Auf dem Asphalt liegt ein Meer aus Glassplittern, uniformierte Polizisten und Tatort-Spezialisten in weißen Anzügen gehen hinter den Absperrbändern auf und ab. Viel geschlafen hat der 50-Jährige nicht. "Um 4.20 Uhr hab’ ich den Schepperer gehört." Zuerst glaubte er, dass die Straßenarbeiter vor seinem Haus bereits losgelegt hätten. Schuster ging auf Nummer sicher, schaute aus dem Fenster, und sah einen dunklen BMW gegen die Einbahn davonrasen. "Da war mir dann klar, dass die den Bankomat ausgeräumt hatten."

Vierte Sprengung

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Genau genommen wurde der Geldautomat, der direkt an einer Mauer des Supermarkts angebracht war, in die Luft gejagt. Inklusive dieses Vorfalls am Montag war es in Wien seit April die vierte Bankomatsprengung. Das Vorgehen ähnelt den bisherigen Taten: Erneut schlugen die Täter frühmorgens zu. Und wie in den anderen Fällen leiteten sie vermutlich auch diesmal ein Gas in den Tresor ein und zündeten es dann.

Die Polizei wurde von Schuster und über das Notrufsystem des Geräts informiert. Vier Minuten später waren Beamte vor Ort, die Täter samt Beute aber über alle Berge. "Wir vermuten, dass es sich um zumindest zwei Personen handelt", sagt Polizeisprecherin Michaela Rossmann. Ob die Kamera in der Filiale brauchbare Bilder liefern kann, war gestern unklar. Am Gebäude war hoher Sachschaden entstanden, mehrere Glaswände geborsten. Beim Fluchtauto handelt es sich um einen schwarzen BMW, Baujahr 1990 (Hinweise: 01/31310-33 800).

In der Nachbarschaft ruft der Vorfall in der Filiale Er­innerungen wach. Vor rund zehn Jahren ist im Geschäft der Filialleiter erschossen worden. Harald Schuster war auch damals Ohren­zeuge. Er war Minuten zuvor mit seinem Sohn im Supermarkt gewesen. "Als ich den Einkauf verräumt habe, sind die Schüsse gefallen."

Ungeklärte Fälle in Wien

27. April 2012 Unbekannte sprengen in der Nacht einen Bankomaten in der Donaustadt. Gegen 3.45 Uhr werden mehrere Anrainer durch eine Ex­plosion aus dem Schlaf gerissen. Der gesprengte Bankomat war an der Außenwand einer Bank­filiale in der Anton-Sattler-Gasse 115 angebracht. Die Täter flüchten mit ihrer Beute.

14. Mai 2012 Unbekannten misslingt gegen 3.20 Uhr ein Coup in der Pragerstraße 145 in Floridsdorf. Zwar können die Täter den Geldautomaten mit einem Gasgemisch in die Luft jagen, doch die ohnehin geringe Beute wird durch das integrierte Färbe­system unbrauchbar gemacht.

15. Mai 2012 In den frühen Morgenstunden wird in der Brigittenau neuerlich ein Bankomat gesprengt. Gegen 4 Uhr verüben unbekannte Kriminelle die Tat in der Adalbert-Stifter-Straße, wo der Bankomat an einer Hausmauer angebracht ist. Den Tätern gelingt mit ihrer Beute die Flucht.