Chronik/Wien

Auffälliges Timing

Auch wenn der Richter mit einem Glas Wasser, dem Angebot eines gepolsterten Lehnstuhls und behutsamen Fragen ein bisschen Fingerspitzengefühl zeigt – die Inszenierung der Justiz mutet seltsam an: Ehe noch entschieden ist, ob der neunfache Polizeischütze einen Prozess bekommt, wird die Angeschossene im Rollstuhl vor Gericht geschoben.

Sie benötigt noch Spitalspflege, ihr steht noch eine weitere Operation ihres durchsiebten Darmes bevor, aber jetzt muss unbedingt stante pede über ihr weiteres Leben entschieden werden: Bleibt sie frei oder wird sie weggesperrt? Das führt zu einer bizarren Situation: Dieselbe Staatsanwältin, über deren Vorhaben im Verfahren gegen den Polizisten (vermutlich Einstellung) erst noch die Oberstaatsanwaltschaft entscheiden muss, spricht den Beamten im Prozess gegen die Angeschossene bereits frei. Und wenn ihre Chefs auf einen Prozess bestehen, dann klagt sie den Polizisten halt widerwillig doch an?

Das Timing der Justiz ist nicht nur in diesem Fall äußerst bedenklich.