Chronik/Wien

Ärztekammer: Acht von zehn Kassenärzten werden bedroht

Die Messerattacke im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital war "leider kein Einzelfall, weder europaweit, noch in Österreich", sagt Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres. Er verweist auf eine laufende Umfrage der Kammer unter deren Ärzteschaft. Obwohl erst 600 Antworten ausgewertet sind, klingt das Zwischenergebnis dramatisch:

  • Nahezu alle Befragten (97 Prozent) haben in den vergangenen zwei Jahren von Kollegen gehört, die bedroht wurden.
  • 80 Prozent wurden in diesem Zeitraum selbst verbal bedroht.
  • 70 Prozent haben von anderen Ärzten gehört, die körperlich angegriffen wurden.
  • 9 Prozent wurden in den vergangenen sechs Monaten mit einer Waffe bedroht.

Als Gründe für die steigende Aggression nennt Szekeres u. a. lange Wartezeiten; gerade Notfallabteilungen seien "Hotspots für verbale Aggressionen und körperliche Attacken".

Verschärfung des Strafrechts

Um der zunehmenden Bedrohung zu begegnen, fordert die Ärztekammer vor allem eine Verschärfung des Strafrechts, wie es auch in anderen EU-Ländern diskutiert werde. Angriffe gegen medizinisches Personal sollten automatisch als schwere Körperverletzung gewertet werden, wie dies etwa bei Attacken seit langem üblich ist.

Weitere Forderungen der Ärzteschaft sind u. a. Schulungen (von Konfliktvermeidung bis zu Selbstverteidigung), eine Anhebung der Gesundheitsausgaben, um mehr Personal anstellen zu können, oder ein Melderegister für Angriffe (gibt es im Burgenland bereits).

Auch Sicherheitsschleusen wie in Gerichtsgebäuden seien laut Szekeres "in exponierten Bereichen oder bei einer Häufung von Vorfällen" denkbar. Als Beispiel wurde Schweden genannt, wo die Schwester in der Notaufnahme hinter Panzerglas sitze.

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