3500 Euro für einen falschen Pass
Von Birgit Seiser
Ein zwielichtiger Geselle, der in einem dunklen Hinterhof mit gefälschten Dokumenten handelt: So stellen sich wohl die meisten den Erwerb eines gefälschten Reisepasses vor. Die Realität sieht aber gänzlich anders aus. Kundenfreundlichkeit und "professionelles Service" stehen auf der Liste der Fälscher an erster Stelle.
Tippt man in Suchmaschinen etwa die Schlagworte "gefälschte Ausweise kaufen" ein, spuckt das Internet unzählige Homepages aus. Auf diesen Websites findet man eine ganze Auswahl verschiedener Produkte: Vom EU-Führerschein bis zu Reisepässen in jeglichen Ausführungen ist alles problemlos zu bekommen. Und das Geschäft boomt.
Kunden
2015 wurden in Österreich 1821 Anzeigen wegen Fälschungen von öffentlich beglaubigten Dokumenten erstattet. Bei anderen Unterlagen wie Rechnungen oder nicht amtlichen Ausweisen waren es sogar 2501 Fälle – Tendenz steigend. Rudolf Unterköfler, Leiter der Abteilung für Wirtschaftskriminalität im Bundeskriminalamt, erklärt, dass die Zahlen zeitgleich mit der Fluchtbewegung gestiegen sind.
Er kennt die Angebote aus dem Netz: "Die Kriminalität ist im Allgemeinen etwas gestiegen und mit ihr auch die Fälle von Dokumentenfälschung. Besonders häufig werden gefälschte belgische, französische und spanische Reisepässe sichergestellt. Österreichische Dokumente werden hier nur selten benützt."
Teure Dokumente
Während man für rund 3500 Euro einen Pass bekommt, der nur im Ausland vorgezeigt werden soll, kann man ab 4500 Euro einen Reisepass bestellen, der von den Fälschern angeblich auch "bei den Behörden registriert" wird.
Die Anbieter garantieren jedenfalls, dass man das gewünschte Dokument drei bis fünf Tage nach der Bestellung erhält. Dazu muss man lediglich ein Formular auf der Website ausfüllen, anschließend wird man angerufen und von einem "Experten" beraten.
Schließlich übersendet man einen Scan der Passfotos und der Unterschrift und leistet eine Anzahlung. Bezahlt wird, wenn das Dokument fertig ist.
Da die Netzwerke der Fälscher weit verzweigt sind, ist die Strafverfolgung oft schwierig. "Die Produzenten sitzen meist außerhalb der Europäischen Union: in der Türkei und den GUS-Staaten, also etwa Russland, Weißrussland und der Ukraine. Wenn wir Hinweise haben, dann werden die Behörden vor Ort verständigt", sagt Unterköfler. Wird man mit einem gefälschten Reisepass erwischt, droht übrigens bis zu einem Jahr Haft.