Chronik/Welt

Zukunftsvision: London Britannia oder Heathrow

Londons schillernder Bürgermeister Boris Johnson wirbt für einen neuen Großflughafen an der Themsemündung im Osten der Stadt. Dafür müsste allerdings der Flughafen Heathrow, der jetzt schon knapp an seiner Kapazitätsgrenze operiert, geschlossen werden.

Mit dem Bau des schwimmenden Flughafens auf der Themse, der "London Britannia Airport" heißen soll, könnten auch gleich Verkehrsprobleme der Stadt gelöst werden. Denn die Passagiere würden in Booten von und zum Flughafen gebracht. Der Boots-Shuttle könnte nach Ansicht von Johnsons Planern (Architekturbüro Gensler, Planungskommission "Thames Estuary Research and Development", kurz Testrad) das Verkehrsaufkommen auf der Straße reduzieren.

Der "London Britannia Airport" mit sechs Start- und Landebahnen soll auf einer künstlichen Insel errichtet werden und 2030 eröffnen. In Heathrow soll dafür ein Forschungs- und Wissenschaftszentrum entstehen, das Hightech-Unternehmen anlocken soll. Dazu würden 100.000 neue Wohnhäuser gebaut, womit wieder mehr als 200.000 neue Jobs im Großraum London geschaffen werden könnten.

Die Kosten für dieses riesige Projekt werden auf 57 Milliarden Euro geschätzt.

Seinen Gegnern, die Boris Johnson Größenwahn auf Kosten der Steuerzahler vorwerfen, hält der konservative Bürgermeister entgegen: "Meine Vision bietet der Stadt Flugverbindungen auf Weltklasse-Niveau und Tausende neue Häuser und Jobs."

Unternehmensverbände wie die "Confederation of British Industry" beklagen seit Langem, dass die Stadt und damit auch das Vereinigte Königreich an Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität verlieren. Nämlich deshalb, weil die Flughäfen Heathrow und Gatwick zu klein sind und zu wenige Langstreckenflüge anbieten.

Eine von der Regierung eingesetzte "Airport Commission" favorisiert neue Startbahnen für Gatwick und Heathrow, da die Kosten für "London Britannia" so hoch wären. Doch dagegen machen wiederum Fluglärmgegner mobil.

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Boris Johnson hat noch ein Jahr Zeit, für seinen Großflughafen Werbung zu machen. In der Bevölkerung kommt das Projekt in Sparzeiten nicht gut an. Doch der Bürgermeister sagt, dass durch Grundstücksverkäufe und die gezielte Ansiedlung von Universitäten und Unternehmen viel Geld in die Kassen käme.

Bauboom in China

Während die Briten noch nachdenken, baut China im Süden von Peking an einem zweiten Großflughafen mit neun Start- und Landebahnen, weil Beijing Airport, den der Stararchitekt Norman Foster geplant hat, mit sieben Start- und Landebahnen nicht mehr auskommt. In China sind derzeit 45 Flughäfen in Bau, die durchschnittliche Bauzeit beträgt nur fünf Jahre, weil Tag und Nacht gearbeitet wird. Allerdings machen viele Airports Verluste.