Chronik/Welt

Wie der Iran seine Bevölkerung verdoppeln will

Die islamische Republik Iran hat gegenwärtig etwas mehr als 75 Millionen Einwohner. Nicht genug, wenn es nach Irans geistlichem Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei geht. Das Gesundheitsministerium des Gottesstaats beschäftigt nun rund 150.000 Beamte, die die Vorteile einer kinderreichen Ehe hervorstreichen sollen und Paare, die nur ein Kind haben, dazu anhalten, ihre Familien zu vergrößern. Und das, indem sie von Tür zu Tür gehen, wie der britische Telegraph und Al Arabiya berichten.

Die Initiative hebt eine Politik der Geburtenkontrolle auf, die seit 20 Jahren im Iran galt: Für Verheiratete gab es Zugang zu einer Reihe von Verhütungsmitteln und Familienplanungs-Kursen. Ayatollah Ali Khamenei ordnete im letzten Budget die Abschaffung dieser Einrichtungen ein, nachdem er die bisherige Handhabe der Familienplanung im Iran als Fehler bezeichnete. Stattdessen solle sich die Bevölkerung verdoppeln. Nach der islamischen Revolution 1979 gab es im Iran eine Bevölkerungsexplosion, daraufhin wurde die Familienplanung eingeführt. Dieses Programm war von Präsident Mahmoud Ahmadinejad kritisiert worden; es schwäche die Fähigkeit des Iran, mit dem Weste mitzuhalten.

Mohammad Ismail Motlagh, Direktor des Familien-, Schulgesundheit- und Bevölkerungsprogramms des Ministeriums, sagte zum Telegraph, das vorrangige Ziel der Aktion sei es, Paare zu ermutigen, keine Ein-Kind-Familien zu gründen. Denn das führe oft zu "sozialen und emotionalen Problemen". Er schlage deshalb vor, dass Paare gleich mehr Kinder planen sollten und dass Frauen "Schwangerschaftspausen auf nur zwei Jahre reduzieren sollten. Falls diese Pausen länger dauern, sollten Paare ihre Methoden korrigieren und neue Pläne machen."
Auch medizinische Einrichtungen der iranischen Universitäten wurden angewiesen, Kurse anzubieten. Diese sollen dann engmaschig vom Gesundheitsministerium überwacht werden.