Junge als Hoffnungsträger armer Länder
Von Caecilia Smekal
Keine Rechnung ohne den Wirt – kein Aufschwung ohne die Jugend. Laut dem neuen Weltbevölkerungsbericht der Vereinten Nationen, der am Dienstag vorgestellt wurde, sind Investitionen in Kinder und Jugendliche eine conditio sine qua non für den Aufstieg armer Länder. Das ist an sich keine Überraschung – neu ist aber die schiere Größe dieser Herausforderung: Noch nie lebten so viele Jugendliche auf dem Globus wie heute. Es sind 1,8 Milliarden Menschen zwischen zehn und 24 Jahren. Das ist jeder vierte Mensch auf der Welt; und der überwiegende Großteil davon lebt in Entwicklungsländern – mit all den negativen Folgen.
Laut dem UNO-Bericht besuchen bis zu 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen in den Entwicklungsländern keine Schule oder sind ohne Job; mehr als 500 Millionen müssen mit weniger als zwei Dollar am Tag auskommen. Und die Bevölkerungskurve wird auch noch weiter nach oben zeigen. Doch anstatt um die schon raren Ressourcen dieser Länder zu fürchten, empfiehlt der UNO-Report auch die Chancen zu sehen: Der hohe Jugendanteil könne auch ein Motor für die Wirtschaftsentwicklung sein.
Wenn ein Land deutlich mehr junge und arbeitsfähige Menschen als Abhängige habe, könne das sogar eine "demografische Dividende" bedeuten. In vielen Staaten beginnen schon die Fertilitätsraten zu sinken, gleichzeitig kommen viele Junge ins erwerbsfähige Alter. Damit ergibt sich eine aussichtsreiche Lage, die Wachstum beschleunigen kann.
"Junge Menschen sind Erneuerer, Schöpfer, Erbauer und Lenker der Zukunft", sagte der Chef der Bevölkerungsagentur UNFPA, Babatunde Osotimehim. "Der heutige Rekord von 1,8 Milliarden stellt eine enorme Gelegenheit dar, die Zukunft zu gestalten." Doch die absolute Voraussetzung dafür sei, Ausbildung, Gesundheit und Entscheidungsfreiheit zu garantieren – ein Handlungsauftrag an die Staaten selbst. Wenn ein armes Land direkt in die Jugend investiert, könnte es aktiv die Volkswirtschaft ankurbeln, kommt die UNFPA zum Schluss.
Zumindest derzeit gibt es aber wenig Grund für Optimismus: Trotz des großen Handlungsbedarfs kommen Jugendliche in den meisten betroffenen Staaten gar nicht vor, wenn es um Strategien der Armutsbekämpfung geht.