Viel Ärger um die Freigabe von Cannabis
Von Susanne Bobek
Die Legalisierung des Anbaus und Verkaufs von Marihuana in Uruguay ist nach Ansicht der UNO völkerrechtswidrig. Der Gesetzesbeschluss widerspreche der UNO-Drogenkonvention.
Den 78-jährigen Präsidenten des südamerikanischen Landes mit 3,3 Millionen Einwohnern, José „Pepe“ Mujica, dürfte das nicht besonders irritieren. Der Mann ist ein Provokateur aus Überzeugung. Er lebt mit seiner Frau in einem Gartenhaus am Rande von Montevideo, fährt einen alten VW-Käfer und spendet den größten Teil seines Einkommens. Krawatten trägt er nie und mit 800 Euro im Monat komme er gut aus, sagt der Bauernsohn und Blumenzüchter.
Die Konservativen hassen Präsident Pepe, der der linken Regierungspartei Frente Amplio (Breite Front) vorsteht. Laut einer höchst umstrittenen Umfrage sind nur zwölf Prozent der Bevölkerung für die Freigabe von Haschisch, 64 sind dagegen. Die Opposition kündigte eine Volksabstimmung an, um das Gesetz zu blockieren. In Uruguay können Volksabstimmungen mit der Unterstützung von zwei Prozent der Stimmberechtigten erzwungen werden.
"Wie Hans Moser"
Mujica ist nicht bereit, sein Cannabis-Experiment so schnell aufzugeben. Den Korrespondenten der Süddeutschen Zeitung erinnert „sein kauziges Auftreten an das des österreichischen Schauspielers Hans Moser, doch sein Leben hat ihn zu einem weisen Menschen gemacht“. Einer habe den ersten Schritt tun müssen, sagt Mujica. „Wir sind dabei, den Krieg gegen die Drogen zu verlieren.“ Die Folgen des Verbots seien schlimmer als die Folgen des Konsums selbst.
In Lateinamerika wird „Pepes Projekt“ mit Interesse verfolgt. Nur eine würde sich über seine Niederlage diebisch freuen – Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner. Bei eingeschalteten Mikrofonen hatte Mujica sie im April beschimpft: „Diese Alte ist schlimmer als der Einäugige, er war politisch, sie ist stur“. Der „Einäugige“ bezeichnete ihren schielenden Ehemann, den verstorbenen früheren Präsidenten Néstor Kirchner.