Chronik/Welt

Immobilienimperium durch Mussolinis Millionen

Als der Heilige Stuhl das faschistische Regime Italiens anerkannte, bedankte sich Diktator Mussolini 1929 mit ein paar Millionen. Ein römischer Anwalt legte das Geld steuerschonend an und schuf noch während des Krieges Briefkastenfirmen in aller Welt. Das faschistische Erbe des Vatikans wird laut britischem Guardian heute auf annähernd 600 Millionen Euro geschätzt.

Die geheimen Immobilien des Vatikans befinden sich an den feinsten Adressen Londons: beispielsweise in der New Bond Street, wo sich Luxusjuweliere eingemietet haben, oder Ecke St. James Square und Pall Mall, wo sich die Investmentbank Altium Capital befindet. Der Vatikan besitzt auch Häuser in der Stadt Coventry, in Paris und in der Schweiz.

Getarnt hinter ausländischen Unternehmensstrukturen wurde das internationale Portfolio der Kirche jahrelang ausgebaut. Laut Guardian wird das Vermögen hauptsächlich über die Firma Profima SA in Lausanne verwaltet, der zu Kriegsende vom britischen Geheimdienst vorgeworfen wurde, „an Aktivitäten beteiligt zu sein, die den Interessen der Alliierten entgegenstehen“. Der damalige Bankier des Vatikans war der römische Anwalt Bernardino Nogara, dem die Briten ab 1943 „schmutzige Geschäfte“ vorgeworfen haben. So soll er Aktien italienischer Banken an Profima verschoben haben. Der heutige Handelsbanker des Papstes heißt Paolo Mennini. Vatikansprecher Federico Lombardi sagte am Donnerstag, dass diese Dinge keinesfalls geheim seien, sondern seit 80 Jahren bekannt. Er bezog sich auf die Lateranverträge, mit denen der Heilige Stuhl und das Königreich Italien am 11. Februar 1929 die seit 1870 ungelöste „Römische Frage“ beilegten, als der Vatikanstaat aufgelöst und dem Königreich einverleibt wurde. Erst unter Mussolini wurde wieder der viel kleinere Vatikanstaat im Westen Roms gegründet. Als Abschlagszahlung bekam der Vatikan damals 81 Millionen US-Dollar in bar. Geld, das für die Kurie bis heute sehr gut angelegt ist.