Zuckerberg: Der Wohltäter und Weltverbesserer
Von Susanne Bobek
Sein Ziel sei es, in den kommenden 80 Jahren sämtliche Erkrankungen "zu heilen, zu verhindern oder zu managen", sagten Mark Zuckerberg und seine Ehefrau, die Kinderärztin Priscilla Chan, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP. Bei der Präsentation der Chan-Zuckerberg-Initiative in San Francisco jubelte ihnen auch Microsoft-Gründer Bill Gates zu. 600 Millionen Dollar wollen Chan-Zuckerberg in ein Forschungszentrum in San Francisco stecken, wo dann Mediziner mit Ingenieuren und Softwareentwicklern neue Herangehensweisen und Anwendungen für unterschiedliche Bereiche vorantreiben sollen. Als besonderes Beispiel wurde ein Zell-Atlas genannt, ein umfassendes Verzeichnis aller bekannten Zelltypen im menschlichen Körper. Er könnte helfen, neuartige Medikamente zu entwickeln, glaubt Zuckerberg. Innerhalb von zehn Jahren sollen drei Milliarden Dollar in den Kampf gegen Krankheiten investiert werden.
600 Millionen von 56 Milliarden
Mark Zuckerbergs Vermögen schätzt Forbes auf aktuell 56 Milliarden Dollar. 600 Millionen sind so gesehen nicht besonders viel. Was wieder Wasser auf die Mühlen seiner Kritiker ist. Es sei doch leicht, sein Geld zu spenden, wenn man vorher kaum Steuern bezahlt habe in den Staaten, in denen man Geschäfte betreibt. Zudem wollen Zuckerberg und Chan ihre Initiative als Gesellschaft mit beschränkter Haftung organisieren und nicht als gemeinnützige Stiftung, teilte Facebook-Sprecherin Rachel Horwitz mit: "Auf diese Weise ist das weder eine Stiftung noch gänzlich gemeinnützig."
Also wieder eine Art Steuervermeidungsprogramm für den selbst ernannten Weltverbesserer. Die Zuckerberg-Verteidiger sagen, dass es sich seine vor allem europäischen Kritiker zu einfach machten: Man müsse trennen zwischen Facebook und seiner miserablen Datenschutz- und Steuervermeidungspolitik und dem privaten Engagement des Philantrophen, der offenbar felsenfest davon überzeugt ist, mittels Algorithmen die Welt verbessern zu können.
Gesinnungsethiker
Ulf Poschardt schrieb in der Welt dazu: "Die verantwortungsarmen Gesinnungsethiker nutzten jeden Vorwand, um diese wundervolle Geste der spendenden Hand zu denunzieren. Die Gates-Stiftung zeigt, wie effektiv Stiftungen agieren, wenn sie von erfolgssüchtigen Superreichen gesteuert werden."
Amerikanische Spender schreiben ihre Spenden selbstverständlich von der Steuer ab, da sie die Allmacht des Staates prinzipiell eher infrage stellen. Auch Europäer könnten ihre Spenden abschreiben, opfern aber selten wirklich große Teile ihres Vermögens.
Mark Elliot Zuckerberg, 32 Jahre alt und Vorstandsvorsitzender von Facebook Inc. gründete 2004 mit drei Harvard-Kommilitonen Facebook. 2006 gab er sein Studium der Informatik und Psychologie auf, er wurde der jüngste Selfmade-Milliardär der Welt und versprach nach der Geburt seiner Tochter Max im Dezember 2015 99 Prozent seines Facebook-Aktienpakets in die Chan-Zuckerberg-Initiative einbringen zu wollen.
Zuckerberg tourt seitdem um die Welt, trifft Papst Franziskus gemeinsam mit seiner Frau in Privataudienz, umarmt den US-Präsidenten Barack Obama und wird auch in Peking selbstverständlich zum Präsidenten und Generalsekretär der kommunistischen Partei Chinas , Xi Jinping, vorgelassen.