Rock und Country im Wahlkampf
Von Susanne Bobek
Jon Bon Jovi für Chris Christie, aber noch mehr für Hillary Clinton. Abseits aller politischen Differenzen erlaubte der Hillary-Fan dem Republikaner Christie, Bon Jovi’s "Have a Nice Day" im Wahlkampf zu verwenden. So viel Großzügigkeit ist nicht ganz selbstverständlich in den USA.
Denn es gibt keinen Wahlkampf in den USA ohne fetzige Musik. Mit populären Songs feuern Amerikas Präsidentschaftskandidaten ihre Anhänger an. Wahlkampflieder gehören zu politischen Kampagnen wie die Ansteckknöpfe, die aggressiven Werbespots und die Nationalhymne. Das bringt das Blut der Anhänger in Wallung.
Hillary Clinton hat ihre Playlist bereits veröffentlicht: darunter Pharrell Williams’ "Happy", Jon Bon Jovi's "Beautiful Day" und American Authors’ "Best Day of My Life".
Neil Young protestierte
Neil Young, der mit seinem erst kürzlich veröffentlichten Engagement gegen den Saatgut-Riesen Monsanto neuerlich seine politische Haltung deutlich machte, lässt es sich nicht gefallen, dass ausgerechnet der rechtskonservative Milliardär Donald Trump seinen Song "Rockin’ in the Free World" bei der Bekanntgabe seiner Kandidatur als Einlauf-Musik verwendete. Der 1989 erschienene Rockklassiker rechnet mit der konservativen Regierung unter George Bush, dem Vater, ab. Und Youngs Management teilte mit, dass Donald Trump nicht die Erlaubnis hätte, diesen Song zu nutzen.
Das erinnert irgendwie an Bruce Springsteens "Born in the U.S.A." aus dem Jahr 1984. US-Präsident Ronald Reagan wollte den Song ursprünglich als Song für seinen Wahlkampf nutzen. Sein Team übersah allerdings, dass sich Springsteen dabei vom Vietnamkrieg und dem Verhalten der damaligen US-Regierung distanzierte. Der "Boss" untersagte schließlich den Republikanern die Verwendung seines Songs.
Eine Ausnahme ist "Only in America" von Brooks & Dunn: Diese Hymne wird von Republikanern wie Demokraten verwendet. "Das Lied ist weder demokratisch noch republikanisch", sagt Kix Brooks. "Ich glaube, dass dies Politiker beider Parteien verstehen."
Gemäß dem Stereotyp ist Country die Musik, die Republikaner sich anhören, diese fleischessenden, waffentragenden Cowboys. Demokraten hingegen sind urban, hip und immer am Puls des Zeitgeistes.
Das versuchte übrigens auch Obersaubermann Mitt Romney mit "Born Free" des Skandal-Musikers Kid Rock im Kampf gegen Barack Obama. Die Gegner des Konservativen machten sich daraufhin einen Spaß daraus, den Text des Lieds "WCSR" zu zitieren, ein Duett von Kid Rock, dem Kurzzeitehemann von Pamela Anderson, mit dem Rapper Snoop Dogg. Ein Lied, das vor Obszönitäten strotzt – also genau das Richtige für Romney. Man sieht, auch die Musikauswahl ist eine sehr heikle Angelegenheit.