Chronik/Welt

Seoul stoppt Satire-Attacke auf Nordkorea

Der Plan der südkoreanischen Aktivisten war so simpel wie provokant: Eine halbe Million Propaganda-Flugzettel und 10.000 DVD-Filme wollten sie mit Ballons über nordkoreanischem Staatsgebiet abwerfen.

Nicht irgendwelche DVDs, sondern ausgerechnet den Satirefilm "The Interview", in dem es um ein fiktives Mordkomplott gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un geht. Die südkoreanische Regierung hat das nicht witzig gefunden und ließ die Aktion stoppen. Es gebe auch Grenzen für die Freiheit der Meinungsäußerung, hieß es aus dem südkoreanischen Wiedervereinigungs-Ministerium. Das berichtet der Guardian. Die Regierung in Seoul habe Angst vor Racheaktionen des unberechenbaren Erbdiktators.

Mit dem jungen Kim Jong-Un ist nicht zu spaßen. Erst kürzlich rief er die Armee dazu auf, sich für einen "Krieg" mit den USA und deren Verbündeten zu rüsten. Alle Einheiten der Volksarmee müssten sich "politisch und ideologisch, militärtechnisch und materiell" vollständig auf einen Konflikt vorbereiten, zitierte ihn die amtliche Nachrichtenagentur KCNA. Eine aktuelle Studie warnt davor, dass Nordkorea sein Atomwaffenprogramm massiv ausweiten könnte.

Spannungen

Der US-Film "The Interview" hatte Ende des Jahres zu erheblichen Spannungen zwischen den USA und Nordkorea geführt. Die Satire auf den Diktator hatte bereits im Juni 2014 für Ärger gesorgt. Der nordkoreanische Botschafter hatte sich bei UN-Generalsekretär Ban Ki-moon beschwert und einen Film über die Ermordung eines amtierenden Staatsoberhaupts als "Kriegshandlung" bezeichnet. Im November wurden die Server von Sony Pictures gehackt, Sony wurde erpresst, den Film zurückzuziehen. Im Dezember drohte eine unbekannte Gruppe "Guardians of Peace" mit Anschlägen auf Kinos, in denen der Film aufgeführt würde. Die Botschaft schloss mit den Worten "Erinnert euch an den 11. September 2001."

Präsident Obama schaltete sich ein. "Irgendein Diktator an irgendeinem Ort" dürfe keine Zensur in den USA durchsetzen. Daraufhin wurde der Film aufgeführt und ins Netz gestellt. Bis heute ist nicht eindeutig erwiesen, dass Nordkorea hinter dem Hackerangriff steckt. In dem Film erweist sich Kim Jong-Un am Ende als Depp. Weil er Satire nicht versteht.