Chronik/Welt

"Der Vater hat Gammy kein einziges Mal angeschaut"

Reporter haben die biologischen Eltern des im Stich gelassenen kranken Gammy aufgespürt. Das Paar, das im australischen Perth lebt, hat eine Tochter, die Gammys Zwillingsschwester sein könne. Die beiden stritten aber ab, die Eltern des Buben zu sein, und gaben sich unwissend. Der Vater sagte dem Sender ABC, das Krankenhaus habe nie ein zweites Kind erwähnt.

Wie berichtet hatte eine Agentur eine junge Thailänderin als Leihmutter für das australische Paar engagiert. Die 21-jährige Pattaramon Chanbua wollte mit den versprochenen 10.000 Euro die die Ausbildung für ihre beiden Kinder finanzieren und Schulden abzahlen. Doch als sie im Dezember Zwillinge bekam, nahmen die Australier nur das gesunde Mädchen mit. Den Buben mit Downsyndrom und einem Herzfehler ließen sie zurück.

"Zu alt" für Zwillinge

Pattaramon Chanbua widersprach der Aussage des Vaters: Sie sagte, er sei ins Krankenhaus gekommen, um sich um das Mädchen zu kümmern, und habe beide Kinder gesehen. Den Buben habe er jedoch ignoriert: "Die Zwillinge lagen nebeneinander, aber der Vater hat Gammy kein einziges Mal angeschaut. Er hat ihm auch nie das Fläschchen gegeben." Die Eltern hätten ihr gesagt, sie könnten den Buben nicht nehmen, weil sie "zu alt" seien, um Zwillinge aufzuziehen.

Laut Medien hatte ein Vermittler die Leihmutter sogar aufgefordert, das Baby abzutreiben, als die Erkrankung bekannt wurde. Pattaramon lehnte dies ab.

Gammy, der mehrere Herzoperationen benötigt, erholt sich nun in einem Spital in Chonburi von einer Lungenentzündung. Es gehe ihm schon viel besser, seit er in einer Klinik mit internationalen Standards behandelt werde, berichtete Pattaramon Chanbua. Die medizinische Versorgung wurde durch eine Hilfsaktion möglich: Bis zum Wochenende gingen mehr als 150.000 Euro von Spendern ein, die empört auf das Verhalten der Eltern reagiert hatten.

Die Leihmutter will Gammy unbedingt behalten. "Auch meine Kinder lieben ihn und wollen, dass er nach Hause kommt", sagte sie. Australiens Einwanderungsminister Scott Morrison lobte die 21-Jährige als "Heilige" und "absolute Heldin".