Altherrenwitz oder Kampfjets
Von Susanne Bobek
Am 18. Mai sollen die Schweizer über die Anschaffung neuer Kampfflieger abstimmen. Das Ergebnis ist allen Umfragen zufolge schon jetzt äußerst knapp.
Doch seit einer Woche sind die Schweizer Frauen auf ihren Verteidigungsminister Ueli Maurer ziemlich zornig. Sein billiger Altherrenwitz könnte den Ankauf neuer Gripen kippen, denn die Umfragen sagen jetzt ein knappes Nein voraus.
Am Samstag warb der Minister im Kanton Zug für die Neuanschaffung der Kampfjets und wies darauf hin, dass man die vorhandenen, 30 Jahre alten Flugzeuge ersetzen müsse, weil sie nicht mehr den neuesten Stand der Technik entsprächen. Dabei fiel ihm ein unglaublicher Vergleich ein. Seinem Publikum stellte er die rhetorische Frage: "Wie viele Gebrauchsgegenstände, die 30 Jahre alt sind, haben Sie noch zu Hause?" Und dann antwortete er mit hämischen Grinsen: "Bei uns sind das nicht mehr viele – außer natürlich die Frau, die den Haushalt schmeißt."
Mehr hat er nicht gebraucht. Die Schweizer Grünen sehen in Maurer einen neuen Fall Brüderle – der deutsche FDP-Politiker hatte einer Journalistin im Scherz empfohlen, dass sie ein Dirndl gut ausfüllen könne.
Seither muss Maurer einen Shitstorm und Rücktrittsaufforderungen über sich ergehen lassen. "Mal sehen, was die Gebrauchsgegenstände am 18. Mai zu Maurers Gripen sagen, wenn sie dann die Küche mal verlassen dürfen", schrieb eine Nutzerin unter dem Hashtag #GebrauchtBR (BR steht für Bundesrat, also Regierungsmitglied).
Der Streit spitzt sich aber auch deshalb zu, weil Geheimdokumente über Versuche zur Beeinflussung (oder Bestechung) von Schweizer Abgeordneten durch den schwedischen Botschafter Per Thöresson bekannt wurden. Der Diplomat habe Maurer im Vorjahr eine Aufzeichnung übergeben, bei welchen Mitgliedern der sicherheitspolitischen Kommission "es noch Überzeugungsarbeit braucht". Die 22 Jets des Typs Gripen sollen um umgerechnet 2,6 Milliarden Euro angeschafft werden – wenn die Frauen mitspielen.