Chronik/Welt

Prostitutionsring für römische Priester

Erst vor Kurzem sprach der Papst von der Existenz angeblicher homosexueller Seilschaften im Vatikan: „Es ist die Rede von einer Schwulen-Lobby, und es stimmt. Es gibt sie. Wir müssen sehen, was wir tun können“, wurde der Papst nach einer Privataudienz mit südamerikanischen Ordensleuten zitiert. Zwar gebe es im Vatikan viele über jeden Zweifel erhabene Menschen, aber es herrsche eben auch die Korruption im Kirchenstaat.

Am Mittwoch wurde bekannt, dass die römische Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen neun Priester wegen eines mutmaßlichen Prostitutionsrings aufgenommen hat. Sie sollen sich regelmäßig mit 14- oder 15-jährigen rumänischen männlichen Teenagern getroffen haben, die dafür zwischen 150 und 500 € erhalten haben. Ein ehemaliger Polizist soll die Zusammenkünfte organisiert und die Jugendlichen in Schwulenlokalen rekrutiert haben. Zu den verdächtigten Geistlichen sollen einfache Pfarrgeistliche, ranghohe Prälaten und auch Bischöfe zählen.

Aufgeflogen ist die Sache durch einen 46-jährigen Priester, der wegen Pädophilie zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war. Nachdem er seine Strafe abgebüßt hatte, hatte er auf eine Rückkehr in den Kreis der Kirche gehofft. Als ihm das der Vatikan verwehrte, rächte er sich und nannte die Namen der Geistlichen. Der ehemalige Polizist soll übrigens auch in einen Handel mit gesegneten Hostien verwickelt sein, die er an Mitglieder satanischer Sekten verkauft haben soll.

Vatikanbank geprüft

Am Mittwoch setzte der Papst eine Kommission zur Reform der Vatikanbank IOR ein. Unter der Leitung von Kardinal Renato Farina müssen die Mitglieder, darunter auch eine Harvard-Juristin, Franziskus persönlich berichten. Ab dem 1. Oktober werden die Bilanzen des umstrittenen Geldhauses auf der Webseite zugänglich sein. Außerdem werden 19.000 Konten überprüft.

Papst Franziskus absolvierte am Mittwoch die letzte Generalaudienz auf dem Petersplatz vor der Sommerpause. 50.000 Pilger waren gekommen. Der Papst sagte gut gelaunt: „In der Kirche ist niemand zweitrangig, wir sind vor den Augen Gottes alle gleich. Wir sind alle Brüder, niemand ist nutzlos in der Kirche. Wir sind alle notwendig.“ Seinen Urlaub verbringt der Papst im Vatikan und wird nur einige Tage die Sommerresidenz Castel Gandolfo besuchen, bevor er Ende Juli nach Brasilien reist.