Piratenangriffe jetzt in Westafrika
Von Susanne Bobek
Die Piraten in Westafrika sind hervorragend organisiert und extrem brutal. Viele sind ehemalige Mitglieder der Miliz „Movement for the Emancipation of the Niger Delta“ (Mend), die mit Öldiebstählen und Anschlägen auf die Ölplattformen Nigerias einen Milliardenschaden verursacht hat. Sie gehen in der Regel mit größerer Brutalität vor als ihre somalischen Kollegen.
Während die Zahl der Überfälle auf Frachtschiffe in Somalia zurückgeht, weil am Horn von Afrika Kriegsschiffe im Einsatz sind und die meisten Öltanker, Container- und Gasschiffe bewaffnete Wachen an Bord haben, ist man auf den Routen in Westafrika noch nicht so gut vorbereitet.
Anders als in Somalia lassen die Piraten die Schiffe, nachdem sie die Fracht in einem Hafen gelöscht haben, weiterfahren. Während Geiseln in Somalia durchschnittlich elf Monate in Gefangenschaft bleiben, kommen sie im Golf von Guinea meistens schon nach vier Tagen wieder frei. Allerdings gab es im Vorjahr auch fünf Todesopfer, 2009 starb ein Offizier des deutschen Tankers „Cancale Star“ bei einem Überfall. Und im April wurden vier Seeleute einer Hamburger Reederei vor der Küste von Äquatorialguinea entführt. Das Schiff durfte weiterfahren, mit der Beute und ihren Geiseln entkamen die Piraten der Küstenwache. Die vier Entführungsopfer kamen Ende Mai wieder frei. Wie hoch das Lösegeld war, wurde nicht bekannt gegeben. Die Attacken des vergangenen Jahres haben die Industrie beinahe eine Milliarde Dollar gekostet.