Chronik/Welt

Gott, Familie und Tortillas hielten Jose am Leben

Sein Glaube und der Gedanke an seine Familie sowie an seine Lieblings-Tortilla haben den schiffbrüchigen Jose Salvador Alvarenga nach eigenen Angaben am Leben gehalten. Vor allem der Wunsch, seine Eltern und seine Tochter Fatima wiederzusehen, hat dem 37-jährigen Junggesellen immer wieder Kraft gegeben. Er war vergangene Woche nach 13-monatiger Irrfahrt vor der Küste von Ebon, dem südlichsten Atoll der Marshallinseln gestrandet.

Sein jugendlicher Begleiter habe diesen Überlebenswillen nicht gehabt, berichtet Alvarenga mit verdüstertem Blick: "Er konnte das rohe Fleisch nicht bei sich behalten. Ich riet ihm, sich beim Essen die Nase zuzuhalten, doch nichts nützte, er erbrach alles wieder." Nach vier Monaten sei der Bub gestorben, seine Leiche habe er über Bord geworfen: "Was blieb mir anderes übrig?"

Odyssee

Der mexikanische Fischer war am Donnerstag vergangene Woche ausgemergelt und nur mit zerfetzter Unterhose bekleidet vor der Küste von Ebon an Land gespült worden - rund 12.500 Kilometer von seiner Heimat Mexiko entfernt. Seither beschäftigt seine Geschichte die ganze Welt. Er will mehr als ein Jahr als Schiffbrüchiger über den Pazifik getrieben sein - viele zweifeln an seiner Geschichte.

Die britische Daily Mail hat es geschafft mit ihm zu telefonieren:

"Ich kann mich nicht an viel erinnern. Ich habe nur noch gedacht: Das Meer, das Meer."


Ivan soll Ende November mit seinem Begleiter Ezequiel von Costa Azul/Chiapas in Mexiko in See gestochen sein, um vor der Küste Haie zu fangen. Offenbar ging dann der Antrieb des Bootes kaputt. Sein Begleiter starb nach seinen Worten auf hoher See. Seine genauen Todesumstände sind unklar, angeblich starb er an Unterernährung. Ivan überlebte nach eigenen Angaben, indem er Schildkröten, Vögel und Fische aß. Wenn es kein Regenwasser gab, habe er das Blut von Schildkröten getrunken. Eine Ausrüstung zum Fischfang befand sich auf seinem gut sieben Meter langen Fiberglasboot nicht. Ivan berichtete, er habe Vögel und Schildkröten mit bloßen Händen gefangen.

Die Behörden von Chiapas bestätigen indes laut Guardian, dass ein Boot mit zwei Fischern an Board am 19. November 2012 als vermisst gemeldet worden ist. Trotzdem gibt es auch Zweifler.

Zweifel kommen auf

Der Fischer ist aber offenbar in erstaunlich guter Verfassung. Das hat Fragen über den Wahrheitsgehalt seiner Geschichte aufgeworfen. "Wir haben noch keine Gelegenheit gehabt, seine Geschichte zu verifizieren", sagte der Außenminister der Marshall-Inseln, Gee Bing, dem australischen Sender ABC am Dienstag. "Er ist sicherlich in einer deutlich besseren Verfassung, als man nach so einer Tortur erwartet hätte", sagte jetzt der US-Botschafter Thomas Armbruster dem Sender CNN.

Heimreise

"Ich will zurück nach Mexiko", sagte der Fischer Jose Salvador Alvarenga am Wochenende. "Es geht mir schlecht", sagte Jose der Dolmetscherin Magui Vaca, mit der er am Sonntag kurz über Funk sprechen konnte. Auf Ebon gibt es kein Internet und die einzige Telefonverbindung ging am Samstag kaputt. "Ich bin so weit weg. Ich weiß nicht, wo ich bin und was passiert ist", fügte der Schiffbrüchige hinzu. Nach seiner Rettung gaben ihm die Inselbewohner zu essen, wie die Bürgermeisterin von Ebon, Ione deBrum, berichtete.

Auf den Marshallinseln werden immer wieder Schiffbrüchige angespült. 2006 wurden auf dem Inselstaat im nördlichen Pazifik schon einmal drei mexikanische Fischer aus Seenot gerettet. Sie waren neun Monate auf dem Meer unterwegs gewesen.