Chronik/Welt

Neue Vorwürfe durch Ungarns Justiz

Thomas B. bekam von Medien den Alias-Namen Cop-Killer verpasst. Am 11. Oktober 2012, im südungarischen Apátfalva, walzte der Salzburger mit einem Hummer einen Motorrad-Polizisten, 34, nach einer Verkehrskontrolle nieder. Der ungarische Uniformierte starb. Seitdem steht B. unter Mordverdacht und sitzt in U-Haft.

Die zu erwartende Anklage der Justiz könnte aber noch mehr Vorwürfe enthalten als bisher angenommen. In einer Befragung konfrontierte der Staatsanwalt B. mit Vorkommnissen während und nach der Fahrt: Demnach soll er zwei Polizisten durch riskante Lenkmanöver genötigt haben. Schwerer wiegt der Vorhalt, dass er mit einem Messer in der Hand ausgestiegen sein und einen Polizisten attackiert haben soll. Sein Anwalt, Kálmán Fóris, sagt: „Mein Mandant hat diese Vorwürfe zurückgewiesen.“

Der Verdächtige und seine deutschen Begleiter, die im Konvoi mitgefahren sind, bestreiten auch die Mordthese vehement. B. gab nach seiner Verhaftung an, er sei vor der tödlichen Kollision von einem anderen Motorrad-Cop mit Pfefferspray durch das offene Pkw-Fenster befeuert worden und deshalb quasi blind losgefahren.

Chemisches Gutachten

Ein Video, das im November dem KURIER zugespielt wurde, zeigt eine Szene, die diese Version nahelegt. B. wurde durch mehrere Schüsse verletzt. Im Auftrag der Justiz suchte nun ein Gutachter nach Reizgas-Spuren in seinen Kleidern. Ergebnis: Einen Einsatz von Pfefferspray konnte er nicht bestätigen. Das erklärte der Staatsanwalt seinem Verteidiger. Was heißt das? „Entweder es gab keinen Einsatz, oder man konnte ihn nach zwei Monaten nicht mehr nachweisen“, erklärt B.s deutscher Anwalt, Friedrich Schweikert.

Jetzt warten die Anwälte auf den Abschluss der Ermittlungen. Erst dann dürfen sie die Akten samt dem Gutachten einsehen.