MH 370: "Verdächtige Objekte" gesichtet
Von Susanne Bobek
Die Suche nach Trümmern der vermissten Boeing 777 wurde auf eine Fläche von 59.000 Quadratkilometer ausgedehnt. In rauer See, bei fünf Meter hohen Wellen. Zum Vergleich: Österreich hat eine Fläche von 83.879 km².
Acht Suchflugzeuge sind bei schlechter Sicht im Einsatz - ein chinesisches Flugzeug hat dabei offenbar "verdächtige Objekte" gefunden, die mit der verschollenen Boeing zusammenhängen könnten. Die genauen Koordinaten der Objekte seien an das australische Kommandozentrum und den chinesischen Eisbrecher Xuelong berichtet worden, der auf dem Weg in das Seegebiet sei. Auch die Auswertung von französischen Satellitenbildern, dass man vermutlich auf der richtigen Spur ist. Auch die Crew eines australischen Aufklärungsflugzeugs hat am Montag mögliche Wrackteile der verschwundenen Malaysia-Airlines-Maschine im Indischen Ozean entdeckt. Es handle sich um andere Teile als die, die die Chinesen vorher nach eigenen Angaben gesichtet hatten, berichtete die australische Seesicherheitsbehörde Amsa. Ein Teil sei rund und grün, das andere orangefarben und rechteckig.
Zunehmende Hoffnung auf Funde
In Malaysia wird das Leben des Piloten Zaharie Ahmad Shah, 53, weiter durchleuchtet. In den Stunden vor dem Start soll Shah ein Zwei-Minuten-Gespräch mit einer unbekannten Frau geführt haben. Diese hatte eine "Ready to go"-SIM-Karte in Kuala Lumpur gekauft und sich anscheinend auf dem Formular mit einem falschen Namen eingetragen. Nach Informationen der Daily Mail war das Telefonat aber nur eines von mehreren, das Shah kurz vor dem Abflug führte. Alle anderen Gesprächspartner wurden bereits überprüft. Auch die Ehefrau des Piloten soll genauer befragt werden. Sie lebte trotz der Trennung noch mit ihrem Mann und den drei Kindern im gemeinsamen Haushalt.
Zwölf Flieger
Der Frage "Was geschah mit Flug MH370?" hat sich am Sonntag Im Zentrum gewidmet. Über das mögliche Schicksal der seit 8. März verschollenen Boeing 777-Passagiermaschine der Malaysia-Airlines und der 239 Menschen, die sich darin befanden, diskutierten in der ORF-Talk-Sendung unter anderem Niki Lauda und Heinz Sommerbauer, Vorstand der österreichischen Flugsicherung Austro Control.
Über 20 Länder haben sich bisher an der Suche nach der verschollenen Boeing beteiligt. Fünf Diskutanten besprachen unter der Leitung von Ingrid Thurnher die möglichen Pannen, Ursachen und die technischen Hintergründe des außergewöhnlichen Verschwindens. Thurnher erinnerte gleich zu Beginn der Sendung daran, dass gesicherte Fakten weiterhin kaum vorhanden seien. Raum für Spekulationen bezüglich der Ursache blieb daher genug - angefangen von Terrorismus bis hin zu mittransportierten Lithium-Batterien, die an Bord in Brand geraten hätten sein können.
Die medialen Mutmaßungen seien für die Angehörigen vor allem ein weiterer tragischer Umstand, so die Wiener Psychologin Brigitte Lueger-Schuster. Der als "internationaler Luftfahrtjournalist" angekündigte Andreas Spaeth stellte erneut die Einzigartigkeit des Falles in den Mittelpunkt. Jenseits des aktuellen Falles forderte Spaeth, dass bei der Luftfahrt Änderungen notwendig seien, etwa das Versenden von Flugdaten in Echtzeit und eine flächendeckende Satellitenkommunikation.
Verwirrung
Die verwirrende Kommunikationspolitik nannte Lauda als Grund für das seiner Meinung nach weiterhin vorhandene Informationsdefizit zur MH370. "Wie immer es zustande kam, die Route danach ist sehr seltsam", schloss ORF-Moderatorin Turnher. Austro-Control-Vorstand Sommerbauer zweifelte in diesem Zusammenhang die funktionierende Koordination von ziviler und militärischer Flugüberwachung der malaysischen Behörden an.
Terrorismus als Theorie blieb in der Diskussion als Möglichkeit nicht unerwähnt: "Wiewohl es keine Beweise gibt, ist diese Variante weiterhin nicht auszuschließen", sagte Gert-Rene Polli, Sicherheitsexperte und bis 2008 sechs Jahre lang Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT). Er bezeichnete die Gegend des Verschwindens als eine der sicherheitspolitisch interessantesten der Welt.
Im Zentrum zeigte in einem kurzen Feature ebenfalls einige weitere Theorien. Naturgemäß blieb den Gästen der Sendung nicht mehr über, als die bisher wenigen vorhandenen Fakten zu thematisieren. Zum Zeitpunkt der Sendung wurde die Boeing aufgrund von Satellitenfotos im südlichen Indischen Ozean vermutet, die Angehörigen der Vermissten warten seit mehr als zwei Wochen auf Aufklärung.