Mitterrands 1000 Liebesbriefe an Geliebte Anne
Von Susanne Bobek
Die 73-jährige Kunsthistorikerin Anne Pingeot weilt derzeit sicherheitshalber im Ausland und ist für Interviews nicht erreichbar. Am Donnerstag werden die "Lettres à Anne" mit einigen Anmerkungen dazu von ihr veröffentlicht. Es handelt sich um 1218 Briefe, die François Mitterrand (1916–1996), Präsident der Republik Frankreich von 1981 bis 1995, ihr ab dem Kennenlernen 1962 schickte. Das Interesse am Buch ist riesengroß. Nicht, weil eine Liebesgeschichte und Zweitfamilie dabei vorgestellt wird, sondern, eben viel nobler, weil der Präsident für sein literarisches Können Bewunderung findet.
Auf Staatskosten
Selbstverständlich quartierte Mitterrand seine Geliebte auf Staatskosten in einer für enge Mitarbeiter des Präsidenten reservierten Wohnung ein. Weihnachten verbrachte Mitterrand mit Anne Pingeot und der Ende 1974 geborenen gemeinsamen Tochter Mazarine. Das Neujahrsfest feierte er mit seiner Frau Danielle und den beiden Söhnen. Auch die Sonntagabende waren für Danielle reserviert. Doch unter der Woche lebte Mitterrand, dem allerdings noch zahllose andere Affären nachgesagt wurden, bei Anne und Mazarine.
Redeverbot
Die Franzosen erfuhren erst zwei Jahre vor seinem Tod vom Doppelleben ihres Präsidenten. Mazarine Pingeot-Mitterrand schildert in ihrem Buch "Bouche Cousue" (Redeverbot) über ihre Kindheit mit dem Vater, den sie allen verheimlichen musste. Der französische Geheimdienst war offenbar damit beschäftigt, Mitterrands Privatleben abzuschirmen.
Der letzte Brief an Anne: "Du warst das Glück meines Lebens: Wie soll ich Dich nicht noch mehr lieben?"