Piloten-Suizid als Massenmord
Von Stefan Schocher
Die psychischen Probleme von Piloten haben in der Geschichte der Luftfahrt immer wieder dazu geführt, dass der Steuerknüppel zum Mordwerkzeug wurde. Oftmals sind es aber nur spärliche Hinweise, die darauf schließen lassen, dass ein Absturz absichtlich herbeigeführt wurde. Und wenn nicht einmal Aufzeichnungen aus dem Cockpit vorliegen, weil das Wrack nie geborgen oder gar geortet werden konnte, wie beim Malaysian-Airlines-Flug MH370, bleiben nur Mutmaßungen.
Unumstritten ist der Mord und Selbstmord eines Flugkapitäns am 29. November 2013 auf dem Flug von Maputo, Mosambik, nach Quatro de Fevereiro, Angola. Es ist ein Fall, der dem jetzigen in vielen Details unglaublich ähnlich ist. Laut Ermittlern hatte der Kapitän die "klare Absicht", das Flugzeug zum Absturz zu bringen, und den Co-Piloten aus dem Cockpit ausgesperrt. Danach hatte der Kapitän drei Mal die anzusteuernde Flughöhe geändert – beim letzten Mal unter Meeresniveau – und alle Alarme im Cockpit ignoriert, während sein Co-Pilot zu hören ist, der versucht, die Cockpittür einzutreten.
Ebenso klar scheint der Absturz einer Maschine der EgyptAir am 31. Oktober 1999, die auf der Reise von Los Angeles nach Kairo nach einem Zwischenstopp in New York ins Meer fiel. Auch in diesem Fall war einer der Piloten – der Kapitän – auf die Toilette gegangen, während sein Co den Schub reduzierte und das Flugzeug nach unten lenkte. Laut Aufzeichnungen versuchte der Kapitän nach seiner Rückkehr, den Jet noch vergeblich nach oben zu ziehen.
Am 19. Dezember 1997 brachte ein Co-Pilot einen Jet der Silk Air mit 104 Menschen an Bord auf dem Flug von Jakarta, Indonesien, nach Singapur während der Abwesenheit des Kapitäns in einen Sturzflug, der weniger als eine Minute dauerte. Der Jet durchbrach die Schallmauer und zerbrach noch in der Luft. Teile steckten 15 Meter tief in einem Flussbett.
Am 21. August 1994 fiel ein Jet der Royal Air Maroc mit 44 Menschen an Bord zehn Minuten nach dem Start in Agadir vom Himmel. Ausgegangen wird von Absicht – die Ermittlungsergebnisse sind aber umstritten.
Der erste bekannte Vorfall dieser Art ereignete sich am 9. Februar 1982. 174 Menschen waren an Bord, als der Kapitän eines Japan-Airlines-Fluges im Anflug auf Tokyo zwei von drei Triebwerken abschaltete. Es kam zu einem Kampf im Cockpit. Der Jet fiel ins Meer. 24 Menschen starben. Bei der Evakuierung des Flugzeuges gab sich der Kapitän – einer der ersten im Rettungsboot – als Büroangestellter aus. Er wurde festgenommen, wegen einer psychischen Erkrankung aber nicht verurteilt.