Chronik/Welt

Debatte um Flugrouten

Nach dem Abschuss von Flug MH 17 über der Ukraine plant die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) eine grundlegende Untersuchung. Bei einem Krisentreffen in Montreal, Kanada, wurde beschlossen, dass Experten Vorschläge für die Sammlung und Verbreitung von Sicherheitsinformationen vorlegen sollen. Zudem sollen sie UN-Regeln hinsichtlich moderner Abwehrsysteme für Flugzeuge durchsehen und prüfen, wie diese besser in nationales Recht integriert werden können. Im Februar wird erneut getagt.

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Zurzeit verwendet nur die israelische Airline Abwehrsysteme: Bei der El Al ist jede Maschine mit Infrarot-Raketenabwehrsystemen vom Typ "Flight Guard " ausgerüstet. Das Gerät "blendet" anfliegende Raketen, deren Sprengköpfe die Hitze der Triebwerke suchen, und leitet sie mittels Laser vom Ziel weg. Das System ist beweglich und lässt sich binnen einer Stunde auf das Flugzeug schrauben.

Keine weitere Fluggesellschaft nutzt diese Technik. Die europäischen Behörden haben die Systeme, die beim Militär schon lange üblich sind, für zivile Airliner bisher nicht zugelassen. "Flight Guard" wurde von einigen europäischen Staaten, insbesondere der Schweiz, kritisiert und verboten, da ein Abschuss der Täuschungskörper zu einem Brand auf dem Boden führen könnte.

Asiatische Fluggesellschaften haben die Weitergabe von Risikoinformationen gefordert, die ihre Flüge über Konfliktgebiete betreffen. Die Regierungen sollten die ihnen vorliegenden Informationen teilen, um einen weiteren Abschuss zu verhindern, teilte die Vereinigung der Fluggesellschaften im asiatisch-pazifischen Raum (AAPA) mit.

Taskforce

Die AAPA unterstützt den Plan der ICAO zur Gründung einer Taskforce, die ein System zur Sammlung und Verbreitung von Sicherheitsinformationen entwickeln soll. Die ICAO hatte allerdings darauf hingewiesen, dass diese Taskforce nicht über die Macht verfüge, Staaten zur Herausgabe von Informationen zu zwingen.

Der Absturz von MH 17 zeigt, welche Risiken mit dem Überfliegen von Krisengebieten verbunden sind. Dennoch sind Flüge etwa über das Bürgerkriegsland Syrien üblich. Und die AUA-Mutter Lufthansa fliegt – im Gegensatz zu anderen Airlines – weiter über den Irak. Die Lufthansa erklärte, auf Basis der eigenen Sicherheitsbewertungen und der Einschätzung von deutschen Sicherheitsbehörden sehe sie keinen Anlass, die Überflüge auszusetzen.

Der Konkurrent Emirates erklärte hingegen, den irakischen Luftraum zu umfliegen. Auch Air France-KLM, die britische Virgin Atlantic, Air Berlin und die polnische LOT machen einen Bogen um das Krisenland, wo die Gruppe Islamischer Staat (IS) gegen die Regierung kämpft – und bei ihrem Vormarsch zahlreiche Waffen erbeutet hat.