Chronik/Welt

Ein besonderes Weihnachten für rumänische Straßenkinder

Nicu ist zwanzig Jahre alt. Glaubt er zumindest. „Ja, ungefähr zwanzig“, sagt er nach einigem Überlegen. Denn sein genaues Geburtsdatum kennt er nicht. Ebenso wenig wie seine Eltern und seine Geschwister. Wo sie sind und wie es ihnen geht, das weiß er nicht. Denn seit seinem achten Lebensjahr – „ungefähr“ – lebte Nicu auf den Straßen Bukarests. In verlassenen Gebäuden oder Stiegenhäusern hat er geschlafen, um Essen musste er betteln. Drogen prägten seinen Alltag.

Mit seinem Schicksal steht Nicu nicht alleine da. Mehrere Hundert Kinder sind es, die in Rumänien auf der Straße leben. Ihnen ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit zu bieten, die Chance auf ein besseres Leben – das ist seit über zwanzig Jahren das Ziel der Hilfsorganisation Concordia.

Eine neue Familie

Zahlreiche engagierte Mitarbeiter, Volontäre und Zivildiener haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Kinder zurück in ein geregeltes Leben zu führen. Ein back-to-school-Programm ermöglicht den Wiedereinstieg in eine öffentliche Schule. In der Concordia-Berufsschule können sechs verschiedene Lehren absolviert werden. Die fachliche Ausbildung in den Lehrberufen Bäcker, Tischler, Gärtner, landwirtschaftliche Hilfskraft, Erzieher und Koch/Kellner wird durch die allgemeinbildende Berufsschule „Für’s Leben lernen“ ergänzt. Die Jugendlichen schließen die Lehre mit einem Diplom ab, das von einer rumänischen Evaluierungskommission nach erfolgreicher Prüfung vergeben wird.

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Als einer von vielen bekam auch Nicu durch Concordia die Möglichkeit zu einem besseren Leben. Seit zwei Jahren ist er clean, besucht vier Mal wöchentlich die Schule und macht eine Lehre zum Maler und Anstreicher. „Concordia ist jetzt meine Familie“, sagt der dunkelhaarige Junge mit den dunklen Augen. Sein Traum: „Selbst eine Familie gründen und ein eigenes Haus bauen. Arbeiten gehen, um für meine Familie sorgen zu können.“

Spendenaktion zum Weihnachtsfest

Weihnachten wird Nicu im Kreise der Concordia-Familie verbringen. 400 Kinder und Jugendliche – angefangen bei den Kleinsten aus dem Concordia-Kindergarten – kommen am 24. Dezember zusammen. „Weihnachten ist ein emotionales Fest“, sagt Ulla Konrad, Vorstand für Sozialpädagogik in Rumänien, „Mit einem Krippenspiel, Weihnachtsliedern und rumänischen Weihnachtsbräuchen wollen wir unseren Schützlingen ein Bild von Normalität bereiten.“ Geschenke dürfen dabei natürlich nicht fehlen. „Jedes Kind durfte sich eine Kleinigkeit wünschen. Mithilfe von Spenden werden wir es schaffen, jedem Kind ein Weihnachtsgeschenk zu überbringen“, so Konrad. Im Rahmen einer Weihnachtsaktion möchte der KURIER das Projekt unterstützen. 

Seit über 20 Jahren im Einsatz: Concordia hilft, wo Not am größten ist

Am 28. Oktober 1991 brach der Vorarlberger Jesuitenpater Georg Sporschill mit ehrenamtlichen Mitarbeitern aus Deutschland und Österreich nach Rumänien auf, um den Straßenkindern in Bukarest zu helfen. Das erste Kinderhaus wurde erworben und renoviert. Gleichzeitig begann die Arbeit auf den Straßen und dem besonders stark betroffenen Nordbahnhof. Aus dem geplanten sechsmonatigen Aufenthalt wird eine Lebensaufgabe.

Im Januar 1992 wird die Organisation Concordia für Sozialarbeit in Rumänien gegründet. Viele weitere Kinderhäuser und soziale Wohngemeinschaften für Jugendliche entstehen. Das Team von Concordia bietet aber nicht nur ein Dach über dem Kopf. Die Mitarbeiter helfen bei Problemen mit Behörden und Polizei, bei der Beschaffung von Dokumenten und der Arbeitssuche. Heute beherbergt Concordia etwa 1.000 Kinder in Rumänien, Bulgarien und Moldawien

Weiterführender Link (mit Infos zu Spendenkonten)

Hilfsorganisation Concordia