Der Papst in Sri Lanka
Von Susanne Bobek
Tausende Menschen, aber auch festlich geschmückte Elefanten standen am Dienstag für Papst Franziskus Spalier. Auf der 23 Kilometer langen Strecke vom Flughafen Bandaranaike ins Zentrum von Colombo jubelten ihm nicht nur Christen zu. Der Argentinier kommt auch bei Buddhisten, Hindus und Muslimen gut an – ihm nehmen sie ab, wenn er sagt, seine Kirche liebe alle und sorge sich um alle Menschen. "Alle müssten frei sein, ihre Anliegen, Bedürfnisse, Wünsche und Befürchtungen zu äußern", sagte Franziskus. Er rief zur Achtung "jedes Mitglieds der Gesellschaft" auf.
Wie überall können auch in Sri Lanka viele über diesen Papst schmunzeln, wenn ihm der Wind sein weißes Pileolus (Käppi) davonweht oder sich seine Mozzetta (Schulterumhang) aufbauscht.
Franziskus will bei seinem dreitägigen Besuch den interreligiösen Dialog vorantreiben. Am Mittwoch hielt er eine Messe in einem Park am Meer, zu der Hunderttausende kamen. Höhepunkt war die Heiligsprechung des indischen Missionars Josef Vaz.
23.000 Polizisten sind im Einsatz. Und die Regierung erklärte den Mittwoch der Einfachheit halber gleich zum Feiertag für alle.
Dabei sind auf Sri Lanka nur 6,1 Prozent der Bevölkerung Katholiken, zwei Drittel sind Buddhisten, 12,6 Prozent Hindus und 9,7 Prozent Muslime. Franziskus kommt auch politisch in einer Zeit des Umbruchs. Sri Lanka hat erst seit einer Woche einen neuen Präsidenten. Maithripala Sirisena hat den zunehmend autokratischen Mahinda Rajapaksa nach zehn Jahren abgelöst. Er wolle Frieden und Freundschaft in diesem noch immer vom jahrzehntelangen Bürgerkrieg gezeichneten Land, der erst 2009 beigelegt werden konnte.
Aber auch danach hatten Menschenrechtler immer wieder beklagt, dass Aktivisten Drohungen und Angriffen ausgesetzt sind. Auch Journalisten, die die Regierung kritisierten, wurden bisher überwacht und eingeschüchtert.
Franziskus wird auch in den Norden fliegen, wo die tamilische Minderheit lebt. Dort kämpften Rebellen der Terrororganisation LTTE für einen eigenen Staat. "Sri Lanka hat über viele Jahre die Schrecken von inneren Unruhen erlebt", sagte Franziskus. Die katholische Kirche spielt eine besondere Rolle in dem Konflikt, da es sowohl unter den ansonsten überwiegend buddhistischen Singhalesen als auch unter den überwiegend hinduistischen Tamilen Katholiken gibt.