Chronik/Welt

Japan: Jäger harpunierten 177 Wale

Ungeachtet internationaler Proteste haben Japans Walfänger im Nordwest-Pazifik wieder zahlreiche Wale getötet. Wie geplant harpunierten die Jäger insgesamt 177 Meeressäuger - offiziell zu "wissenschaftlichen Zwecken", wie das Fischereiministerium am Dienstag bekannt gab.

Auf der diesjährigen Abschussliste standen 43 Zwergwale und 134 Seiwale. Nach einer Untersuchung der Wale - beispielsweise ihres Mageninhalts - wird ihr Fleisch für den Verzehr zum Verkauf angeboten. Jedes Jahr lässt Japans Regierung im Rahmen ihres "Forschungswalfangs" Hunderte Wale töten. Das ist formal erlaubt, trotz des seit 1986 geltenden weltweiten Walfangmoratoriums. Die Nummer Drei der Weltwirtschaft verfolgt dabei das politische Ziel, auch die kommerzielle Jagd auf Großwale wieder zuzulassen.

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Mehrheit der Japaner macht sich nichts aus Walfleisch

Japans stures Festhalten an der Jagd auf Wale sorgt weltweit immer wieder für Proteste. Dort betonen Befürworter, der Walfang sei Kern der japanischen Kultur. Allerdings macht sich die große Mehrheit der Japaner gar nichts aus Walfleisch, mancherorts häufen sich auf Eis gelegte Lagerbestände.

Die Regierung in Tokio beruft sich auf eine Ausnahmeregelung in der IWC-Konvention. Danach dürfen Wale zu Forschungszwecken getötet werden. Seit mehr als 25 Jahren haben Japans Waljäger im Rahmen ihres umstrittenen Forschungsprogramms mehr als 10.000 Großwale in den antarktischen Gewässern getötet.

Die Umweltschutzorganisation Sea Shepherd hat für dieses Jahr ihre Störaktionen gegen japanische Walfänger aufgegeben. "Wir können nicht mit Japans militärischer Technologie mithalten", erklärte der Vorsitzende der Organisation, Paul Watson, Ende August. Demnach plane Japan dieses Jahr zum ersten Mal, seine Walfänger mit militärischen Mitteln zu schützen.

In den vergangenen zwölf Jahren war es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Walfängern und Umweltschützern im Südpolarmeer gekommen.

Watson teilte im August mit, dass die Organisation kaum noch Chancen habe, die Walfänger in der Antarktis zu blockieren. Demnach nutzen die Jäger militärische Überwachungsmethoden via Satellit, um die Schiffe der Umweltschützer zu meiden. Die Schiffe von Sea Shepherd legten in der Vergangenheit von Australien aus ab. Doch die Organisation werde künftig eine andere, erfolgsversprechendere Strategie im Kampf gegen den japanischen Walfang führen, kündigte Watson an.

Ein Mitarbeiter der japanischen Fischereibehörde teilte mit, die Erklärung von Sea Shepherd zur Kenntnis genommen zu haben: "Doch es gibt auch andere Anti-Walfang-Organisationen und wir könnten von ihnen gestört werden".

Japan hatte sich stets auf wissenschaftliche Studien berufen, um ein 1986 verhängtes Verbot des kommerziellen Walfangs zu umgehen. Allerdings macht Tokio keinen Hehl daraus, dass das Fleisch getöteter Wale verzehrt wird. Japan setzte 2015 die Fangquote von 1.000 herab - zuletzt wurden mehr als 300 Zwergwale erlegt.