IS-Hacker legten TV-Sender stundenlang lahm
Von Susanne Bobek
Während der Attacke, die am Mittwoch gegen 22 Uhr begann und stundenlang dauerte, waren die Webseiten und Social-Media-Kanäle des Senders mit Forderungen des Islamischen Staates zugemüllt. Der Bildschirm blieb schwarz, und auch am Donnerstagvormittag konnte TV5Monde, eine Sendergruppe, die in mehr als 200 Ländern sendet, zunächst nur Archivmaterial ausstrahlen. Auf der Facebookseite des Senders drohte IS französischen Soldaten und zeigte Ausweise und Lebensläufe von Militärangehörigen: "Soldaten Frankreichs, bleibt dem Islamischen Staat fern! Ihr habt die Chance, eure Familien zu retten, nutzt sie!" Das "Cyber-Kalifat" werde seinen "Cyber-Dschihad" gegen die Feinde des IS fortsetzen, hieß es weiter.
Frankreich nimmt am Militäreinsatz gegen die sunnitischen IS-Extremisten im Irak und in Syrien teil. Premierminister Manuel Valls verurteilt den Hackerangriff. Die Attacke sei "ein inakzeptabler Angriff auf die Informationsfreiheit".
Französische Lebensart
Der Tag des Hackerangriffs war wohl nicht zufällig gewählt. Denn am Mittwoch startete TV5Monde einen neuen Themenkanal über französische Lebensart und Kultur, der unter anderem im Nahen Osten und in Nordfrankreich ausgestrahlt wird und Islamisten den Wind aus den Segeln nehmen soll. An der Feier zum Sendestart beteiligte sich auch Außenminister Laurent Fabius.
Medien wie die New York Post, der Boston Globe oder die britische Zeitung The Independent waren in den vergangenen Monaten häufiger Ziel von Hackerangriffen. Zu einigen der Attacken hatte sich allerdings die Gruppe "Syrian Electronic Army" bekannt, die der syrischen Regierung nahesteht. Bei Angriffen auf die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo, einen jüdischen Supermarkt und eine Polizistin waren im Januar in Frankreich 20 Menschen getötet worden, darunter die Terroristen. Einer der Attentäter hatte angegeben, er habe Instruktionen vom IS erhalten.
Die Datenvernetzung schafft offenbar völlig neue Risikoszenarien: Erst Ende März hatte eine Hackergruppe des IS Fotos, Namen und Anschriften von US-Soldaten veröffentlicht und zu ihrer Tötung aufgerufen, weil sie an Aktionen in Syrien, im Irak und im Jemen beteiligt gewesen sein sollen.
Diese Daten waren aus Regierungscomputern kopiert worden. Ein Vertreter des Pentagons hatte zugeben müssen, dass der Großteil der Informationen öffentlich zugänglich war.