In memoriam: Die Verstorbenen des Jahres 2017
Von Stefan Hofer
Sie waren politische Größen, Weltstars, begnadete Musiker und Helden unserer Kindheit. Und sie haben 2017 die Bühne der Welt verlassen. Finden Sie hier eine Auswahl zur Erinnerung.
Georges Pretre (14. August 1924 - 4. Jänner 2017)
Der Franzose zählte zu den führenden Orchesterleitern der Welt. Der Maestro war Wien eng verbunden, fungierte er doch zwischen 1986 und 1991 als "Erster Gastdirigent" der Wiener Symphoniker. Zwei Mal dirigierte er das Neujahrskonzert.
Roman Herzog (5. April 1934 - 10. Jänner 2017)
Herzog stand von 1994 bis 1999 an der Spitze der Bundesrepublik Deutschland. Zuvor war der Jurist Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Besonders in Erinnerung blieb seine Rede von 1997 mit dem zentralen Satz: "Durch Deutschland muss ein Ruck gehen". In der Rede forderte er die Deutschen auf, von "liebgewordenen Besitzständen" Abstand zu nehmen.
Ari Rath (6. Jänner 1925 - 13. Jänner 2017)
Rath wurde 1925 in Wien-Alsergrund geboren. Der langjährige Chefredakteur und Herausgeber der "Jerusalem Post" war 1938 vor den Nazis nach Palästina geflüchtet. "Alles, was mir lieb und wichtig war, wurde mir nach dem 11. März 1938 genommen, weil ich Jude bin", schrieb Rath im Prolog zu seinen Erinnerungen. 2007 nahm er wieder die österreichische Staatsbürgerschaft an, als seine Heimat bezeichnete er dennoch Israel.
John Hurt (22. Jänner 1940 - 25. Jänner 2017)
Hurt, der an den Folgen einer Krebserkrankung starb, war über Jahrzehnte hinweg in Film, Fernsehen und Theater aktiv. Seine wohl bekannteste Rolle - die des schwer entstellten Mannes John Merrick - spielte er 1980 in David Lynchs "Der Elefantenmensch". Das Multitalent wurde zweimal für einen Oscar nominiert und gewann einen Golden Globe. Dem jüngeren Publikum ist der Brite aus der Harry-Potter-Filmreihe bekannt.
Emmanuelle Riva (24. Februar 1927 - 27. Jänner 2017)
Die französische Filmdiva wurde mit dem Rasnais-Klassiker "Hiroshima, mon amour" im Jahr 1959 weltberühmt. Einen späten Alterserfolg feierte Riva 2012 in Michael Hanekes "Amour" (Liebe). Für diese Rolle erhielt sie den Cesar als beste Schauspielerin und eine Oscar-Nominierung.
Al Jarreau (12. März 1940 - 12. Februar 2017)
Der US-Sänger wurde durch unzählige Jazz-, Pop- und Rhythm-and-Blues-Songs bekannt und mit sieben Grammys ausgezeichnet. Berühmt war er auch für seine täuschend echte Imitation von Instrumenten, weshalb ihn ein Kritiker einmal als "Mann mit dem Orchester der Kehle" rühmte. Erst im November 2016 spielte Jarreau gemeinsam mit der NDR Bigband im Wiener Konzerthaus sein letztes Österreichkonzert.
John Surtees (11. Februar 1934 - 10. März 2017)
Surtees war der älteste noch lebende Formel-1-Weltmeister und der einzige Rennfahrer, der sowohl in der Automobil-Königsklasse als auch als Motorradrennfahrer Weltmeister geworden ist. 1964 holte sich Surtees im Ferrari den Titel. Er bestritt insgesamt 111 Grand Prix.
Chuck Berry (18. Oktober 1926 - 18. März 2017)
Beeinflusst wurde der US-Pionier des Rock'n'Roll von Blues-Größen wie Nat King Cole und seinem Idol Muddy Waters. 1956 landete er den Hit "Roll Over Beethoven". "Sweet Little Sixteen" und sein wohl bekanntester Hit "Johnny B. Goode" (beide 1958) folgten. Neben groovigen Gitarrenläufen machte der in St. Louis geborene Musiker den "Duckwalk" zu seinem Markenzeichen, den berühmten Entenwatschelgang.
David Rockefeller (12. Juni 1915 - 20. März 2017)
Rockefellers Großvater war der legendäre Ölmagnat John D. Rockefeller. Sein Vater war dessen einziger Sohn und Mutter Abby eine Kunstmäzenin, die das MoMA einst mitgründete. Sein Reichtum wurde von "Forbes" zuletzt auf rund 3,2 Mrd. Euro geschätzt. Der Harvard-Absolvent und Banker galt als einer der wichtigsten Spender und Mäzene der USA. "Ich hatte ein wunderbares Leben". Der Patriarch wurde 101 Jahre alt.
Roger Moore (14. Oktober 1927 - 23. Mai 2017)
Der Sir mit dem Schalk im Nacken wurde als smarter Detektiv Simon Templar zum Weltstar. Bis zuletzt ist Moore vor allem mit seiner Rolle als James Bond in Verbindung gebracht worden, den er in sieben Filmen - so oft wie kein anderer Darsteller - in den 1970er und 1980er Jahren spielte. Seit den 1990er-Jahren hatte sich Moore als UN-Sonderbotschafter für das Kinderhilfswerk UNICEF engagiert.
Manuel Noriega (11. Februar 1938 - 29./30. Mai 2017)
Noriega war 1983 Kommandant der Nationalgarde geworden und hatte Panama bis Ende 1989 regiert. Der einstige Verbündete der USA war Ende der 1980er Jahre wegen seiner Verbindungen zum kolumbianischen Medellin-Kartell in Ungnade gefallen und bei der US-Militärintervention "Just Cause" gestürzt worden. Wegen Drogenhandels saß der ehemalige Diktator in den USA rund 20 Jahre in Haft.
Tankred Dorst (19. Dezember 1925 - 1. Juni 2017)
Tankred Dorst ist einer der meistgespielten Autoren des deutschen Gegenwartstheaters. In seinen mehr als 50 Stücken hat sich der vielfach preisgekrönte Dramatiker auf unterschiedlichste Weise mit den Fragen der menschlichen Existenz auseinandergesetzt. Als Dorsts schönstes und größtes Drama gilt "Merlin oder Das wüste Land".
Jack O'Neill (27. März 1923 - 2. Juni 2017)
Seinen ersten Surf-Shop eröffnete O'Neill in San Francisco. Er trug eine Augenklappe, nachdem ihn sein Brett am Auge getroffen hatte. Ob O'Neill den Neoprenanzug gänzlich allein erfand, gilt als umstritten. Er war aber der erste Surfer, der den Anzug trug, um im kalten Wasser des Ozeane vor Kalifornien nicht zu frieren. In den 1980er-Jahren war O'Neill zum größten Hersteller und Designer von Neoprenanzügen geworden.
Adam West (19. September 1928 - 9. Juni 2017)
"Boing!" "Ouch!" "Crush!" "Pow!" - mit in Comic-Manier eingeblendeten Sprechblasen wie diesen erlangte die "Batman"-Serie in den 1960er-Jahren Kultstatus. Hauptdarsteller Adam West alias Bruce Wayne alias Batman wurde zum Star. Die Serie feierte weltweit Erfolge und gilt bis heute als Kult. Danach fand West nur noch kleinere Rollen und arbeitete auch als Synchronsprecher, unter anderem für die Serie "Family Guy".
Helmut Kohl (3. April 1930 - 16. Juni 2017)
Kohl war von 1973 bis 1998 CDU-Vorsitzender, von 1982 bis 1998 der am längsten amtierende Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Er gilt als Vater der deutschen Einheit, die in seine Kanzlerschaft fiel. In seiner Amtszeit wurde zudem die Einführung des Euro beschlossen. Seit einem schweren Sturz 2008 war Kohl an den Rollstuhl gefesselt.
Martin Landau (20. Juni 1928 - 15. Juli 2017)
Hochgewachsen, gut aussehend und ein Schauspieler, der sein Handwerk im berühmten Actors Studio in New York gelernt hatte: Martin Landau war ein vielseitiger Charakterdarsteller, der es in Hollywood nicht immer leicht hatte. Erst 1995, nach Dutzenden Spielfilmen und zwei früheren Oscar-Nominierungen, erhielt er für seine Rolle als Bela Lugosi in "Ed Wood" seinen Oscar als bester Nebendarsteller.
Chester Bennington (20. März 1976 - 20. Juli 2017)
Der Sänger der amerikanischen Rock-Band Linkin Park ist überraschend im Alter von 41 Jahren gestorben. Linkin Park ist eine der erfolgreichsten Rock-Bands der Welt mit vielen Millionen verkauften Tonträgern und zahlreichen Auszeichnungen. Die Band heuer auch beim Nova Rock in Nickelsdorf gespielt.
Jeanne Moreau (23. Jänner 1928 - 31. Juli 2017)
Die für ihre rauchige Stimme bekannte Französin hat in ihrer mehr als 50-jährigen Karriere rund 130 Filme gedreht und dabei mit Regisseuren wie Louis Malle, Francois Truffaut, Michelangelo Antonioni, Orson Welles, Rainer Werner Fassbinder und Francois Ozon gearbeitet. Ob Liebende, Hure, Nonne, "Femme fatale" und Königin - Moreau hat so ziemlich alles gespielt. Filme, u.a.: "Jules und Jim", Fahrstuhl zum Schafott".
Christian Millau (30. Dezember 1928 - 5. August 2017)
Millau und sein Journalistenkollege Henri Gault hatten 1969 ihr Magazin gegründet, zu dem dann ein jährlicher Restaurantführer hinzukam. Mit diesem erkämpften sie sich einen Platz neben dem berühmten "Guide Michelin". Mit einem 1973 veröffentlichten Manifest prägten sie den Begriff der "Nouvelle Cuisine" - und trugen dazu bei, diese neue Kochbewegung (einfachere Zubereitung, frische Zutaten) weltbekannt zu machen.
Jerry Lewis (16. März 1926 - 20. August 2017)
Als Grimassen-König hatte Lewis seit Jahrzehnten Menschen auf der ganzen Welt zum Lachen gebracht. Lewis spielte in mehr als 80 Kino- und Fernsehfilmen und führte Regie in über einem Dutzend anderer. Als Höhepunkt seiner Blödelkunst gilt "Der verrückte Professor" von 1963, der 33 Jahre später mit Eddie Murphy neu verfilmt wurde.
Liliane Bettencourt (21. Oktober 1922 - 21. September 2017)
Das Milliardengeschäft mit der Schönheit hat die Französin zur reichsten Frau der Welt gemacht. Das Vermögen der Erbin des Kosmetik-Konzerns L'Oreal wurde im März auf 33 Mrd. Euro geschätzt. In Erinnerung bliebt die "Bettencourt-Affäre": Die Angeklagten sollten der seit 2006 an Demenz leidenden Multi-Milliardärin über Jahre hinweg insgesamt mehrere hundert Millionen Euro aus der Tasche gezogen haben.
Hugh Hefner (9. April 1926 - 27. September 2017)
Der US-Amerikaner hatte bei der Gründung des Magazins "Playboy" im Jahr 1953 ein Tabu gebrochen, als er darin für die Zeit äußerst freizügige Bilder nackter Frauen veröffentlichte. Im Laufe der Jahrzehnte zogen sich zahlreiche weibliche Stars wie Marilyn Monroe, Kim Basinger, Sharon Stone oder Madonna für den "Playboy" aus.
Tom Petty (20. Oktober 1950 - 2. Oktober 2017)
Der Sänger starb überraschend nach Herzstillstand im Alter von 66 Jahren. Ob mit den "Heartbreakers", gemeinsam mit anderen Superstars wie Bob Dylan, George Harrison, Ringo Starr und Roy Orbison oder solo - Tom Petty war Ausnahmemusiker und Rock'n'Roll-Legende. Songs wie "American Girl", "Free Fallin'", "Refugee" oder "I Won't Back Down" sind längst Klassiker.
Fats Domino (26. Februar 1928 - 24. Oktober 2017)
Der Sänger und Pianist hatte in den 50er-Jahren den Rock 'n' Roll entscheidend mitgeprägt, bis Mitte der 60er-Jahre zählte er zu den einflussreichsten Musikern dieses Musikstils. Das Klavierspielen brachte er sich selbst bei. Seinen Künstlernamen verdankte er seinem Hit "The Fat Man" (1949). Dieser wird oft als der erste Rock 'n' Roll-Song überhaupt bezeichnet. Hits: "Ain't That a Shame", "I'm Walking" und "Blueberry Hill"
Karin Dor (22. Februar 1928 - 6. November 2017)
Dor ist Millionen Zuschauern als Bond-Girl in "James Bond 007 - Man lebt nur zweimal" bekannt, sie war das einzige deutsche Bond-Girl. In dem Film stirbt sie einen schrecklichen Tod - sie wird von Piranhas gefressen. Außerdem war Dor in mehreren Karl-May-Verfilmungen zu sehen.
Charles Manson (12. November 1934 - 19. November 2017)
Als Sektenführer stiftete Manson seine Anhänger zu einer brutalen Mordserie an. Dabei wurde 1969 auch die hochschwangere Schauspielerin Sharon Tate, Frau von Roman Polanski, getötet. Mit den Morden sollte ein Rassenkrieg zwischen Schwarzen und Weißen in den USA ausgelöst werden. Manson starb in Kalifornien nach langer Haft.