In Höhle eingeschlossene Buben müssen vermutlich tauchen
Von Susanne Bobek
Die Kinder essen und lachen auch schon wieder. Und vor der Höhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non an der thailändischen Grenze zu Myanmar werden zum Dank für dieses Wunder nach neun Tagen ganz viele Räucherstäbchen angezündet.
Wenn alles gut geht, könnten die zwölf Buben und ihr Fußballtrainer in einer Woche aus der Höhle befreit sein. Doch die nächsten Tage werden für alle Beteiligten drinnen und draußen zur extremen Nervenprobe. Die derzeit wahrscheinlichste Rettungsoption war – tauchen.
Die Burschen im Alter von elf bis 16 Jahren und ihr 25-jähriger Trainer müssen fit gemacht und nach neun Tagen ohne Essen aufgepäppelt werden. Und dann sollten sie die Angst vor dem Wasser, vor dem sie ja so tief in die Höhle geflohen sind, verlieren und sich mit der schwarzen Brühe, in der man keinen Meter weit sehen kann, vertraut machen. Im Schnellkurs müssen die jungen Fußballspieler jetzt Taucher werden. Und zwar mutige Taucher, denn der Unterwasserweg aus der Höhle wird Minimum dreieinhalb Stunden dauern.
Jedes Kind wird wahrscheinlich von zwei bis drei Rettungstauchern begleitet, die sich selbst und ihrem Schützling unterwegs mindestens fünfmal wiederbefüllte Pressluftflaschen anlegen müssen. Der vordere Taucher zieht den Buben, der hintere sichert ihn ab, und der dritte hilft, wo gerade die Not am größten ist.
Drei britische Rettungstaucher und ein Höhlenexperte, sechs australische Höhlentaucher, 32 Taucher der US-Marines und fünf Experten aus China sowie thailändische Rettungsteams und Teams aus Myanmar und Laos bereiten sich auf den schwierigen Einsatz vor und müssen das notwendige Material zu den Eingeschlossenen tauchen. Essen und Neoprenanzüge, Seile ...
Die Briten Richard William Stanton, John Volanthen und Robert Charles Harper, alle drei sind bereits weit über 50, haben die Buben am Montag als Erste entdeckt. Sie zählen zu den erfahrensten Rettungstauchern der Welt.
Eine mentale Geschichte
Für die Burschen in der Höhle und ihre Eltern vor der Höhle wurde am Dienstag eine Telefonverbindung verlegt. Das Wichtigste sei, dass die Jugendlichen psychisch stabil bleiben in der langen Wartezeit. Das Gelingen der Rettungsaktion sei vor allem „eine mentale Geschichte“, sagt der Linzer Höhlentaucher und Dokumentarfilmer Erich Pröll. „Ich glaube schon, dass es funktioniert. Das Vertrauen muss aber vorhanden sein.“ Nur wenige Buben sprechen ein bisschen Englisch, deshalb sind jetzt die thailändischen Taucher besonders gefordert. Die Spezialisten der US-Army müssen das enorme Equipment heranschaffen.
Parallel dazu wird weiter Wasser abgepumpt und möglicherweise doch ein Rettungsschacht gebohrt. Allerdings ist auch dieses Unterfangen höchst riskant. Mehr als hundert Bauern sind bereit, einen Teil ihrer Ernte zu opfern, weil das Wasser aus der Höhle auf ihre Felder abgeleitet wird. Die thailändische Regierung verspricht Schadenersatz.
Berichte, dass die Eingeschlossenen Nahrung für vier Monate erhalten sollen, werden von den Experten für nicht plausibel gehalten. „Für die Eingeschlossenen wäre das eine psychische Katastrophe“, sagte der Höhlenretter Martin Groß. So lange hielte niemand durch.