Chronik/Welt

Identitären-Schiff vor tunesischer Küste blockiert

In Tunesien hat sich eine mächtige Arbeiterorganisation an der Blockade eines Schiffs rechtsextremer Flüchtlingsgegner aus Österreich, Deutschland, Frankreich und Italien beteiligt. Der mit dem Friedensnobelpreis 2015 ausgezeichnete Gewerkschaftsdachverband UGTT rief am Montag dazu auf, die Landung der von sogenannten Identitären gecharterten "C-Star" abzuwehren.

Zuvor hatten bereits tunesische Fischer in zwei Häfen verhindert, dass das Schiff dort anlegen konnte. In dem Gewerkschaftsaufruf hieß es: "Lasst nicht das Rassismus-Schiff die tunesischen Häfen besudeln! Vertreibt sie, wie es eure Brüder in Zarzis und Sfax getan haben!" Die "C-Star" befand sich unterdessen nach Angaben von Tracking-Portalen zur Auswertung maritimer Daten südöstlich des Hafens Sfax am Rand der tunesischen Hoheitsgewässer und bewegte sich nicht.

Die rechtsextreme Identitäre Bewegung will Migranten mit dem Schiff "C-Star" abfangen und in ihre Heimatländer zurückbringen. Am Wochenende verfolgten die Identitären vor der libyschen Küste das zur Seenotrettung eingesetzte Schiff "Aquarius" der beiden Hilfsorganisationen SOS Mediterranee und Ärzte ohne Grenzen.

Über Funk forderten die rechtsextremen Aktivisten die Besatzungen der "Aquarius" und der "Golfo Azzuro" der spanischen Hilfsorganisation Proactiva Open Arms auf, das Gebiet im Mittelmeer zu verlassen. Dort starben seit 2014 mehr als 14.000 Flüchtlinge, einschließlich solcher, die als vermisst gelten.

Die Identitären begründeten ihre Aktion damit, dass die Nichtregierungsorganisationen (NGOs) Schleppern zuarbeiten würden. Diese würden an den Migranten "Millionen" verdienen. In einem Funkspruch hieß es: "Wir werden euch überwachen. Die Zeiten, als niemand sah, was ihr macht, sind vorbei".

An den Flanken der "C-Star" haben die Identitären zwei große Banner befestigt, auf denen es in englischer Sprache heißt: "Schluss mit dem Menschenhandel!" und "Ihr werdet Europa nicht zu eurer Heimat machen".

Das Schiff war vergangene Woche im zypriotischen Hafen Famagusta festgesetzt worden. Später nahm es Kurs auf Nordafrika.

Hinter der Aktion "Defend Europe" stehen deutsche, französische, italienische, österreichische und schweizerische Mitglieder der Identitären Bewegung. Martin Sellner, Chef der Identitären Österreichs, zählt zu den Mitorganisatoren und ist mit an Bord. In Österreich und Deutschland werden die Identitären vom Verfassungsschutz beobachtet. Die Rechtsextremisten hatten ihre Kampagne Mitte Mai im Internet gestartet und seither bei Unterstützern rund 170.000 Euro eingesammelt.