Chronik/Welt

Hand in Hand durch Russlands Hauptstadt

Als der Oberste Gerichtshof der USA Ende Juni ein umstrittenes Bundesgesetz kippte und somit die Homo-Ehe in allen US-Staaten rechtlich legalisiert hat, erstrahlte sogar das Weiße Haus in den bereits bekannten Regenbogenfarben. Das Urteil des Supreme Court löste eine breite Solidaritätswelle aus. Präsident Obama bezeichnete die Entscheidung als einen „historischen Schritt“.

Irland sagte "Ja"

Einen Monat zuvor machte bereits das katholisch geprägte Irland auf sich aufmerksam. Bei einem Referendum sagte die Bevölkerung eindeutig "Ja" zur Homo-Ehe. Schwule, Lesben und Heterosexuelle feierten das Ergebnis in einem Land, in dem die praktizierte Homosexualität bis 1993 illegal war und eine Scheidung erst seit 1995 möglich ist.

Nicht alle waren mit dem Volksentscheid zufrieden. Der vatikanische Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, sprach nicht nur von einer Niederlage christlicher Werte, sondern von einer "Niederlage für die Menschheit“. Dass sich die Iren für die Homo-Ehe entschieden haben, dürfte Parolin sauer aufgestoßen sein. Wenn bereits ein Land, das als erzkonservativ galt, sich für die Rechte von Schwulen und Lesben ausspricht, wie steht es dann um die Legitimität der Kirche? Oder gar des Vatikans?

Gesetz gegen Homosexualität

Wer gleichgeschlechtlich liebt, hat es vor allem in Russland nicht leicht. Wer über Homosexualität spricht, wird bestraft. Wer sich outet, muss mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. Möglich macht es ein Gesetz gegen sogenannte "Homosexuellen-Propaganda". Die Zahl der Hassverbrechen gegen Schwule und Lesben steigt, die verbale Gewalt im Internet nimmt zu.

Umso aufschlussreicher ist ein Experiment des russischen YouTube-Kanals ChebuRussiaTV. Die Macher ließen zwei Männer - ein schwules Paar - Hand in Hand durch die russische Hauptstadt schlendern. Scheinbar entsetzte Menschen, die sich neugierig nach den Homosexuellen umdrehen, sind bei Weitem die harmlosesten Reaktionen. Es folgen Beschimpfungen, abfällige Bemerkungen, Rangeleien und endet schließlich in einer sich physisch auslebenden Aversion gegen einen der Männer.

Die Resonanz des Videos ist enorm. Innerhalb der vergangenen zwei Tage wurde es mehr als vier Millionen Mal angesehen. Hierzulande gibt es für Homosexuelle die Möglichkeit einer eingetragenen Partnerschaft.

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