Mutmaßlicher Kindermörder tötete mit 52 Messerstichen
Nach seiner Festnahme hat der mutmaßliche Kindermörder von Herne, Marcel H., im Polizei-Verhör zu seinen Taten ausgesagt. "Er hat sich in der Nacht bei der Polizei zur Sache eingelassen", sagte der Bochumer Oberstaatsanwalt Paul Jansen am Freitag.
In einer Pressekonferenz erklärte die Polizei, dass der Tatverdächtige geständig sei. Der Tatverdächtige wollte sich das Leben nehmen, nachdem er bei Bewerbungen gescheitert ist - unter anderem bei der deutschen Bundeswehr - und der bekennende Computer- und Spielsüchtige auch keinen Internetzugang mehr hatte. Der Versuch scheiterte. Danach beschloss Marcel H. einen Mord zu begehen, um ins Gefängnis zu kommen. Er lockte den neunjährigen Nachbarjungen ins Haus und tötete ihn mit 52 Messerstichen.
Der Täter versteckte sich nach der Tat kurzzeitig in einem Wald, danach suchte er einen 22-jährigen Bekannten auf, den er über Computerspiele kannte, und bat ihn bei ihm eine Zeit lang bleiben zu können. Als dieser Marcel H. am folgenden Tag als gesuchten Mörder erkannte und sagte, er würde die Polizei informieren, tötete Marcel H. ihn mit 68 Messerstichen. Er legte Feuer in der Wohnung, um Spuren zu vernichten. Das Tatmesser wutde später von der Polizei in der Wohnung gefunden.
"Ich bin der Gesuchte"
Mit den Worten "Ich bin der Gesuchte. Bitte rufen Sie die Polizei", hat er sich darauf in einem Imbiss in Herne gestellt. Den Ermittlern zufolge gibt es keine Zweifel, dass es sich bei ihm um den gesuchten Marcel H. handelt.
Er wird verdächtigt, den neunjährigen Jaden in Herne erstochen zu haben. Das Kind war am Montagabend im Keller des Nachbarn den 19-Jährigen gefunden worden. Bei seiner Festnahme gab er den Ermittlern den Hinweis zu dem Feuer in einem nahegelegenen Haus. In der brennenden Wohnung fanden die Fahnder dann die Leiche eines Mannes.
Der mutmaßliche Doppelmörder verhält sich nach Angaben der Polizei „eiskalt“ in den Vernehmungen. „Er diktiert den Kollegen“, sagte der Leiter der Mordkommission Bochum, Klaus-Peter Lipphaus, am Freitag in Dortmund. Der 19-Jährige sei emotionslos. Die Polizei schließt momentan weitere frühere Tötungsdelikte des mutmaßlichen Doppelmörders von Herne aus. Auch ein Sexualdelikt schließt die Polizei aus. Klaus-Peter Lipphaus: „So ein Mordfall, der geht wirklich unter die Haut.“ Die Vernehmung des 19-Jährigen habe mehrere Stunden gedauert, bis in die Nacht hinein.
Der Tatverdächtige behaupte, nur in der Wohnung des Opfers Bilder des Opfers gefertigt zu haben. Wer Bilder, die der Tatverdächtige gemacht habe, ins Internet eingestellt habe, sei bisher noch nicht klar. Der Tatverdächtige selbst behaupte, er sei es nicht gewesen, sagte der Leiter der Mordkommission Bochum. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, die Ermittler seien nicht sicher, wie glaubwürdig das sei.
"Wollen verstehen, was da geschehen ist."
Experten der Spurensicherung setzten am Freitag ihre Arbeit fort. In weißen Schutzanzügen und mit Mundschutz betraten Kriminaltechniker das Mehrfamilienhaus in der Sedanstraße, in dem nach dem Brand die Leiche gefunden wurde. Unterdessen untersuchten Gerichtsmediziner die Leiche des zweiten Opfers.
Die Straße vor dem Haus war durch die Polizei abgesperrt. Mehrere Kamerateams waren postiert. Die Eltern des getöteten Jaden zeigten sich erleichtert. "Sie sind froh, dass er gefasst worden ist", sagte der Anwalt der Familie, Reinhard Peters. Die Festnahme helfe den Angehörigen, mit der Sache fertig zu werden. Nun stehe die Frage nach dem Warum im Vordergrund. "Die wollen verstehen, was da geschehen ist." Die Trauerfeier für Jaden werde voraussichtlich kommenden Donnerstag stattfinden. Einzelheiten seien aber noch offen.
Audiodatei auf Facebook
Hunderttausende in Deutschland haben im Internet eine Audiodatei angehört, die das Geständnis von Marcel H. unmittelbar nach der Bluttat von Herne wiedergeben soll. Allein ein Clip auf einer privaten Facebook-Seite zur Fahndung nach dem 19-Jährigen verzeichnete am Freitagmittag mehr als eine Million Abrufe.
Das Audiofile wurde tausendfach über Facebook geteilt. "Ich hab hier gerade den Nachbarn umgebracht. Fühlt sich ehrlich gesagt gar nicht so besonders an, um ehrlich zu sein. Meine Hand blutet jetzt, und das ist das Einzige, was mich daran stört." Er gehe davon aus, dass er sich in ein paar Tagen stellen lasse. "Vielleicht lock ich noch 'nen Nachbarn rüber und mach' da das Gleiche." Auf welchem Wege man an die Datei gekommen war, wurde auf der Webseite nicht erwähnt.
Auch die Polizei hatte eine Audiodatei erwähnt, die sie am Donnerstag auswertete. "Wir nehmen an, dass sie vom Täter stammt", hatte ein Polizeisprecher dazu gesagt. Auffallend sei die Gefühlskälte. Ob es sich um die im Netz beachtete Datei handelte, war aber zunächst unklar.