Chronik/Welt

Haiti: Drei Jahre nach dem Beben

Vor genau drei Jahren, am 12. Jänner 2010, wurde Haiti von einem Erdbeben der Stärke 7,3 getroffen. Etwa 222.000 Menschen starben, mehr als 300.000 wurden verletzt. Im Zentrum des Bebens lag Haitis dicht besiedelte Hauptstadt Port-au-Prince. Die Schäden durch das Beben wurden auf acht Milliarden US-Dollar (6,2 Milliarden Euro) geschätzt. Auch Jahre nach dem verheerenden Beben leben hunderttausende Haitianer in improvisierten Zeltstädten. Der Wiederaufbau geht schleppend voran - aufgrund der politischen Instabilität und weiterer Naturkatastrophen, die das Land in den vergangenen drei Jahren heimgesucht haben. In den vergangenen Jahren ist aufgrund von Wirbelstürmen, Trockenheit und der Cholera sieben Mal der Notstand ausgerufen worden.

Medizinische Versorgung unzureichend

Das staatliche Gesundheitssystem hat große Lücken, insbesondere in ländlichen Gebieten. In den Städten gibt es neben staatlichen auch private Zentren. Die medizinische Versorgung dort aber ist so teuer, dass sie sich viele Menschen nicht leisten können. Noch immer betreiben Hilfsorganisationen Gesundheitseinrichtungen. Vor allem ein großes Problem: die Cholera. Seit dem Beben grassiert die Epidemie, die den Wiederaufbau des Gesundheitssystems weiter verzögert. "Die Mehrheit der Bevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen, doch die Behandlung von Cholera ist in den wenigen verbliebenen öffentlichen Gesundheitseinrichtungen noch immer nicht ausreichend integriert“, so Joan Arnan, der Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Haiti.

Laut der Organisation ist der Zugang zu medizinischer Versorgung unzureichend. Das Gesundheitssystem habe sich nicht erholt. Ärzte ohne Grenzen betreiben vier Krankenhäuser im Land, die provisorische Einrichtungen im Land ersetzt haben. Zehntausende Haitianer haben dadurch Zugang zu medizinischer Versorgung.

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Das Krankenhaus in Léogâne

Eines davon ist das Chatuley Krankenhaus in Léogâne (Bilder). Die Stadt liegt nah am Epizentrum von 2010, sie wurde vom Beben größtenteils zerstört. Das Container-Krankenhaus ist die einzige Einrichtung in der Region, die kostenlose Behandlung anbietet. Kaiserschnitte und die Behandlung von Verletzungen durch Verkehrsunfälle gehören zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen. In einem weiteren Gebäude werden Schwangere und Kinder unter fünf Jahren behandelt.

Wenig Veränderung

Eine Übernahme der Krankenhäuser durch die lokalen Behörden dauere lange. „Der Prozess verläuft viel zu langsam. Haitianische Einrichtungen sind geschwächt, Geldgeber haben ihre Versprechen nicht eingehalten, und die Regierung und die internationale Gemeinschaft haben keine klaren Prioritäten gesetzt“, sagt Arnan. „Wir sind gekommen, um in der Katastrophe Nothilfe zu leisten, bis der Wiederaufbau in Gang kommt und die öffentlichen Gesundheitseinrichtungen wieder übernehmen können. Doch leider hat sich in den vergangenen drei Jahren hinsichtlichdes Zugangs zu medizinischer Versorgung kaum etwas getan.“

In den ersten zehn Monaten nach dem Beben vom 12. Januar 2010 haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen 358.000 Patienten behandelt, 16.570 chirurgische Eingriffe durchgeführt und 15.100 Geburten betreut. Derzeit sind rund 2500 Personen für Ärzte ohne Grenzen in Haiti im Einsatz, davon sind die meisten Haitianer.