Chronik/Welt

Gericht beschließt Abriss dreier Hochhäuser

Ende vergangener Woche bestätigte das oberste Gericht der Türkei, dass Onalti Dokuz, ein so benanntes Hochhaus-Trio der Astay-Gruppe, abgerissen werden oder so rückgebaut werden muss, dass es einem Abriss gleichkäme. Die nach jahrelanger Bauzeit gerade erst fertiggestellten Luxus-Bauten mit Wohnungen bis zu 482 m², mit Swimmingpool, Fitnesscenter und Hausservice liegen in bester Lage, im Stadtteil Zeytinburnu am Marmara Meer.

Das Argument des Gerichts hat etwas für sich: Die Wolkenkratzer stören den Blick auf die Altstadt. Andererseits kommt das Urteil für viele urbane Türken, vor allem für die, die sich sehr teuer in die Häuser eingekauft haben, zur Unzeit: Recep Tayyip Erdogan, der neue Präsident, gilt als heimlicher Bürgermeister von Istanbul und mischt bei jedem größeren Bauprojekt mit. Der Bauherr war einmal ein guter Freund des damaligen Premiers, anzunehmen, dass er sein Projekt nicht ohne Wissen Erdogans in Angriff nahm. Aber: Seit fünf Jahren, so sagt Mesut Toprak, der Astay-Eigentümer, hätte er mit Erdogan kein Wort mehr gesprochen.

Der Guardian weiß, dass schon bei der Widmung der Gründe Unregelmäßigkeiten aufgetaucht sind. Der Wert der Grundstücke, ursprünglich Gewerbegebiet, dann Baugebiet, hätte sich verzehnfacht.

Richter Cihat Gökdemir will die Entschädigungszahlungen auf die Stadträte verteilen, die das Bauvorhaben genehmigt haben. "Sonst werde ich sie wegen Verschwendung öffentlicher Gelder anklagen."

Wildwuchs

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In Istanbul wachsen die Hochhäuser wie wild aus dem Boden, viele haben keine oder nur rudimentäre Genehmigungen. Man nennt sie Gecekondu – Häuser die quasi über Nacht aus dem Boden wachsen. Bisher wurden sie nie abgerissen. Edogan hat seine Meinung offenbar geändert. Laut Hürriyet bevorzuge er "horizontale Gebäude". Dem widerspricht sein ehemaliger Kulturminister Ertugrul Günay: "Hochhäuser können nur mit seiner Zustimmung gebaut werden."