Chronik/Welt

Franziskus und die Frauen

Der Papst ist kein Frauenversteher? Ah ja.

Ein – Atem anhalten – diskriminierendes Zitat des neuen Papstes macht gerade die Runde. Es wird weitergereicht von Blog zu Blog, von Facebookwall zu Facebookwall, geteilt und kommentiert. Seine Authentizität ist freilich alles andere als bewiesen.

"Frauen sind von Natur aus ungeeignet, politische Ämter zu übernehmen." Und : "Die natürliche Ordnung und die Fakten lehren uns, dass der Mann das politische Wesen par excellence ist; die Heilige Schrift zeigt uns, dass die Frau stets die Unterstützung des denkenden und machenden Mannes ist, aber nicht mehr als das."


(Im spanischen "Original": El arzobispo de Buenos Aires, cardenal Jorge Bergoglio, afirmó que “las mujeres son naturalmente ineptas para ejercer cargos políticos”, refiriéndose a la candidatura presidencial de la Senadora Cristina Fernández de Kirchner. “El orden natural y los hechos nos enseñan que el hombre es el ser político por excelencia; las Escrituras nos demuestran que la mujer siempre es el apoyo del hombre pensador y hacedor, pero nada más que eso”.)

Das Ganze soll aus dem Fundus der argentinischen Nachrichtenagentur Télam stammen - vom Juni 2007. Allein, Belege gibt es nicht.

Wenn Fake, dann nicht schlecht erfunden: Der zweite Teil bezieht sich auf die Kandidatur von Cristina Fernández de Kirchner als Argentiniens Staatsoberhaupt im Jahr 2007. Von Anfang an nahm Jorge Mario Bergoglio als Kardinal eine kritische Haltung zur Macht und zu den Mächtigen ein – auch gegenüber dem argentinischen Präsidentenpaar Néstor und Cristina Fernández de Kirchner. Schon 2005 hatte Néstor Kirchner – damals noch Präsident - mit Bergoglio gebrochen. Der Kardinal sprach in einer Predigt von dem "politischen Exhibitionismus und schrillen Ankündigungen" der Regierung. Kirchner rechnete den Kardinal der politischen Opposition zu und bezeichnete ihn als deren "geistlichen Führer".

Ob nun wahr oder erfunden, es ist unwahrscheinlich, dass Franziskus die Haltung der Kirche Frauen gegenüber verändern wird.

Sozial engagiert aber kein "Liberaler"

Bergoglio gilt als bescheiden, sozial engagiert und wertkonservativ. Deshalb sind Reformen zu heiklen gesellschaftspolitischen Themen wie die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften oder die Aufwertung der Rolle der Frau in der Kirche nicht zu erwarten. In seiner Ära wird es wohl keine Priesterinnenweihe geben.

Theologen halten Franziskus für keinen "Liberalen". Seine Stimme erhob Bergoglio als Kardinal in Argentinien vor allem für die Armen, für soziale Gerechtigkeit und gegen politische Korruption. Er ist ein Verfechter der Rechte sozial Schwacher. Die gesellschaftspolitischen Probleme, denen sich die Kirche vor allem in der westlichen Hemisphäre zu stellen hat, werden unter ihm aber wohl eine untergeordnete Rolle spielen.

Franziskus ist gegen eine Aufhebung des Zölibats für Priester. Es wird auch nicht erwartet, dass sich unter ihm der Umgang der katholischen Kirche mit Geschiedenen ändert. Der neue Papst ist entschiedener Gegner der Homosexuellenehe. Vor einer Abstimmung zur Legalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in Argentinien 2010 soll er gesagt haben: „Seien wir nicht naiv. Das ist kein einfacher politischer Kampf, das ist der Versuch, Gottes Plan zu zerstören.“ Die Homo-Ehe sei ein "Teufelsmanöver".

Als Kardinal hat sich Bergoglio auch nicht öffentlich zu den diversen Missbrauchsskandalen in der katholischen Kirche geäußert.

Der neue Papst lehnt außerdem Abtreibung komplett ab und Franziskus lehnt auch Kondome ab, selbst zum Schutz vor einer HIV-Infektion sollen sie nicht genutzt werden.

Große Erwartungen

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Was sich Frauen also vom neuen Papst erwarten können? Wahrscheinlich recht wenig. Ob das Zitat nun stimmt oder nicht, ist dabei irrelevant. Tiefgreifende Veränderungen in Jahrtausende alten Institutionen wie der katholischen Kirche können nicht von heute auf morgen passieren - z.B. wenn Frauen in patriarchale Strukturen vorstoßen. Derartige Erwartungen sind einfach zu groß, insofern bleibt zu hoffen, dass zumindest das Zitat falsch ist.
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Laut einem Bericht desCorriere della Sera wünscht sich der spanische Regisseur Pedro Almodovar übrigens folgendes von dem Neuen im Vatikan: "Erstens soll er arbeiten, damit die Kirche die Frau auf die selbe Stufe wie Männer stellt (...) Zweitens sollte er den Zölibat schachmatt setzen: Damit würden die Untaten des Missbrauchs verschwinden." Zudem sollte er die Ehe in drei Formen möglich machen - Mann-Frau, Frau-Frau, Mann-Mann. Der Regisseur ist sich der Aussichtslosigkeit seiner Wünsche aber durchaus bewusst, wenn er einräumt: "Lassen wir ihm Zeit. Ich glaube aber, dass er ein Papst der Kontinuität ist - und das ist keine schöne Nachricht".