Falschgeld für Unister-Chef
Von Susanne Bobek
Donna Leon hätte diesen Venedig-Krimi erfinden können. Die Kurzfassung: Der Chef des größten deutschen Online-Reisebüros, Wolfgang Wagner, begab sich auf eine mysteriöse Reise nach Venedig, um ein Darlehen aufzutreiben, damit er seine Unternehmen vor der Pleite retten kann. Dabei wurde er offenbar betrogen und erstattete Anzeige. Auf dem Rückflug von Venedig nach Leipzig stürzte sein Flugzeug in Slowenien ab. Der 38-jährige Wagner, der 73-jährige Pilot der Piper 32 und zwei Begleiter kamen ums Leben.
Wenige Tage später sind die bekannten Plattformen Ab-in-den-Urlaub.de und Flüge.de pleite. Etwa 1000 Angestellte zittern um ihre Jobs und viele Urlauber hängen nun in der Luft.
Viele Indizien sprechen dafür, dass Wagner, der schon länger am Rande einer Pleite dahinschrammte, seine Unternehmen auf unorthodoxe Weise retten wollte und mit einem privaten Kreditvermittler am Mittwoch nach Venedig aufgebrochen ist. Ein letzter Versuch. Dort soll er sich mit einem venezianischen Geschäftsmann, angeblich einem Diamantenhändler, getroffen haben, berichtet das MDR-Magazin "exakt". Diesem Geschäftsmann soll Wagner als Sicherstellung rund eine Million Euro in bar ausgehändigt haben und im Gegenzug einen deutlich höheren "Barkredit" in Schweizer Franken erhalten haben. Leider stellte sich erst nach diesem Geschäftsabschluss heraus, dass die Franken größtenteils Falschgeld waren.
Schlechtes Wetter
Bestätigt ist diese Geschichte noch nicht, doch viele Indizien sprechen dafür, dass es so gewesen sein könnte. Dem MDR-Magazin "exakt" liegt eine Bestätigung der italienischen Polizei vor, Wagner hat den Betrug noch vor seinem Rückflug angezeigt.
Bei extrem schlechtem Wetter hebt das Kleinflugzeug ab. Die Maschine verfügt über keinerlei Enteisungssystem. Mutmaßliche Unfallursache: vereiste Tragflächen. Die Leichen konnten bisher nicht identifiziert werden.
Unister-Mitgesellschafter Daniel Kirchhof ist die Sache suspekt: "Wenn ich mit über einer Million durch die Gegend fliege, dann ist da irgendwas nicht ganz in Ordnung. Weil, nie sind wir geflogen mit irgendwelchen kleineren Flugzeugen und zum anderen mit der Menge an Bargeld. Ich werde die ersten Strafanzeigen stellen. Das muss ganz dringend und ganz schnell aufgeklärt werden. "
Unter den persönlichen Gegenständen fanden die slowenischen Ermittler 10.000 Franken und ein Dokument aus Venedig, offenbar die Anzeigenbestätigung.
Urlaubstour-Reisende sollten bereits gebuchte Reisen auf jeden Fall antreten können, bei "Schnäppchenflügen" könnte es unschöne Überraschungen geben.