Ex-Präsident Jimmy Carter hat Krebs
Der frühere US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Jimmy Carter (90) leidet nach eigenen Angaben an Krebs. Eine jüngste Operation an der Leber habe gezeigt, dass es bereits Metastasen in anderen Körperteilen gebe, teilte er am Mittwoch auf der Webseite des Carter Centers mit. Es werde seine Verpflichtungen zurückschrauben, so dass er im Emory-Universitätskrankenhaus in Atlanta weiterbehandelt werden könne, hieß es ohne weitere Einzelheiten. Carter kündigte eine ausführlichere Mitteilung an, sobald nähere Einzelheiten bekannt sind, vermutlich in der nächsten Woche.
Karriere
Der aus dem Südstaat Georgia stammende Carter war von 1977 bis 1981 US-Präsident. Seine Präsidentschaft begann zunächst hoffnungsvoll: Im September 1978 unterzeichneten der ägyptische Präsident Anwar al-Sadat und der israelische Ministerpräsident Menachem Begin zwei Friedens-Rahmenabkommen - ein sensationeller Coup, den Carter in zähen Geheimverhandlungen in Camp David eingefädelt hatte. Ein weiterer Erfolg war der Vertrag zur Begrenzung strategischer Rüstung SALT II, den Carter und der sowjetische Parteichef Leonid Breschnew im Juni 1979 unterzeichneten.
Doch dann überschatteten das Geiseldrama von Teheran, der Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan sowie Wirtschaftskrise und Dollar-Verfall seine Amtszeit. 444 Tage lang hielten iranische Studenten nach einem überfall auf die US-Botschaft 1979 in Teheran über 50 Amerikaner in ihrer Gewalt. Eine Befreiungsaktion der Militärs endete in einem Debakel. Carter selbst wurde zur tragischen Figur - ein Präsident, der wie ein Gefangener im Weißen Haus sitzt und hilflos zuschaut. Nach seiner Niederlage gegen den Republikaner Ronald Reagan engagierte sich der tief religiöse Carter als internationaler Friedensstifter und Entwicklungshelfer, wofür er 2002 den Friedensnobelpreis erhielt.