Chronik/Welt

Einsatz im ewigen Eis: Alle 52 Passagiere gerettet

Gerettet: Alle Passagiere des im Packeis festsitzenden Expeditionsschiffes „MV Akademik Schokalskij“ sind in Sicherheit. Mittels Helikopter wurden die 52 Touristen und Forscher zum Eisbrecher „Aurora Australis“ gebracht. Die 22 Crewmitglieder der „Schokalskij“ blieben an Bord des Schiffes, das seit neun Tagen im Packeis festsitzt.

Die heikle Rettungsaktion war am Donnerstag – nach anfänglicher Sorge über die Tragfähigkeit des Eises – angelaufen und nach mehreren Stunden abgeschlossen worden. Der Hubschrauber des chinesischen Eisbrechers „Snow Dragon“ landete neben dem Schiff, die Passagiere stiegen in Gruppen von bis zu zwölf Personen an Bord. Der Helikopter flog sie gut 20 Kilometer weit und setzte sie auf einer Eisscholle bei der „Aurora“ ab. Jede Schleife dauerte rund 45 Minuten. Von der Eisscholle kletterten die Geretteten an Bord. Diszipliniert, fröhlich und guter Dinge zeigten sich die Passagiere – Australier, Neuseeländer und Briten – während der Bergung. Sichtlich erleichtert winkten sie dann von Bord des Eisbrechers.

Beengter Eisbrecher

Nach Hause geht es vorerst nicht: Die „Aurora“ hatte eine Versorgungsfahrt zu der Forschungsstation Casey in der Antarktis unterbrochen, als der Notruf der „Schokalskij“ kam. Sie dürfte ihre Mission nun fortsetzen, ehe sie nach Australien zurückfährt. Für die Abenteurer heißt es – nach dem relativen Komfort auf der „Schokalskij“ – nun zusammenrücken: Die „Aurora“ ist nicht auf 52 zusätzliche Passagiere eingestellt.

Die aufwendige Rettung ist mit enormen Kosten verbunden. Medien schätzen den Preis auf mehrere Millionen Dollar. Kosten für Such- und Rettungsaktionen werden zwar laut Statut der australischen Seesicherheitsbehörde getragen. Das dürfte aber Forderungen der Eisbrecher-Eigner nicht einschließen: Drei Eisbrecher hatten ihren Kurs geändert, um der „Schokalskij“ zu helfen. Einer drehte wieder ab, weil er nicht weiterkam; die „Snow Dragon“ und die „Aurora Australis“, beide auf wichtigen Arbeitseinsätzen, blieben in der Nähe. Allein die „Aurora“ kostet fast 40.000 Euro – pro Tag.

„Viele Leute können ihre Forschungsprojekte, die sie teils jahrelang vorbereitet haben, nicht fortsetzen, weil ihr Material immer noch an Bord der ,Aurora‘ ist“, meinte Joe McConnell, einer der Casey-Wissenschaftler.