Chronik/Welt

Ein Königreich im Geburtstagsfieber

Ihre Mutter soll einst mit ihr geschimpft haben: "Was denkst du, wer du bist?" Die Antwort der Tochter, höchst souverän: "Die Königin, Mama, die Königin."

Und das ist sie seit 64 Jahren: Elizabeth II. regiert seit dem 6. Februar 1952. Damals war sie gerade einmal 25 Jahre alt. Ihre Krönung erfolgte dann am 2. Juni 1953 in der Westminster Abbey. Bereits im Vorjahr hat Elizabeth den Regentschaftsrekord ihrer Ururgroßmutter Victoria eingestellt, seither ist sie die längstdienende britische Monarchin. International liegt zurzeit nur der seit 69 Jahren amtierende thailändische König Bhumibol vor ihr. Kein Wunder, dass seit Jahrzehnten Elizabeth II. gemeint ist, wenn von "der Queen" die Rede ist.

Zwölf Premiers

Die meisten Briten können sich heute wohl an keinen anderen Monarchen als Elizabeth II. erinnern. Bisher haben zwölf Premierminister unter ihr gedient – von Winston Churchill bis zum derzeitigen Amtsinhaber David Cameron. Es heißt, am schlechtesten habe sie sich mit Margaret Thatcher verstanden.

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Wenn die Queen am Donnerstag ihren 90. Geburtstag zelebriert, geht es zwar eher bescheiden zu. Doch in den nächsten Monaten soll gleich drei Mal gefeiert werden. Den eigentlichen Geburtstag verbringt die Königin gemeinsam mit ihrem Ehemann Philip auf Schloss Windsor und macht einen Spaziergang ("Queen Walkabout").

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Später entzündet sie eine große Fackel – davon sollen dann Tausende im ganzen Land brennen. Und auch US-Präsident Obama, der bis 24. April in Großbritannien ist, will der Queen seine Aufwartung machen: Laut Insidern könnte es am Freitag ein gemeinsames Essen geben.

Von 12. bis 15. Mai werden, ebenfalls in Windsor, 1500 Laienschauspieler, Musiker und Tänzer mit 900 Pferden allabendlich ein Riesen-Spektakel vollführen.

Dabei setzen die Akteure das lange Leben der Monarchin in Szene.

Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bilden dann zahlreiche Veranstaltungen, die von 10. bis 12. Juni in London stattfinden werden. Zum Auftakt gibt es einen Dankgottesdienst in der St. Paul’s Cathedral – Prinz Philip wird an diesem Tag 95 Jahre alt. Am 11. Juli folgt die Geburtstagsparade der Queen, auch "Trooping the Colour" genannt.

Bilder: Die Queen privat

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Schlussakkord

Den Schlussakkord bildet der "Patron’s Lunch": Während auf der Prachtstraße The Mall eine Parade abgehalten wird, sitzen 10.000 geladene Gäste an langen Tischen am Straßenrand. Der Lunch wird eher zünftig serviert, "hamper-style", nennt das der Palast: Essen aus dem Picknick-Korb. Die meisten Briten sind ihrer Königin sehr gewogen, doch als bekannt wurde, dass die Gäste 150 Pfund (rund 190 Euro) für das Picknick zahlen müssen, sorgte das für Häme, und die Medien sparten nicht mit Tadel.

Überhaupt sind die Briten dafür bekannt, ihre hoch verehrte Königin gerne zu kritisieren. Auf sie verzichten wollen aber die wenigsten: "Sogar Leute, die die Monarchie nicht mögen und finden, man sollte das alles abschaffen, sagen üblicherweise, dass sie finden, dass die Queen einen guten Job macht", sagt Roger Mortimore vom Meinungsforschungsinstitut Ipsos MORI. Das eiserne Pflichtbewusstsein und der unermüdliche Einsatz der Königin, die sich privat vor allem für Pferde und Hunde interessiert und gerne wandert, wird von den Menschen geschätzt. Und seit die Queen bei Auftritten mehr lächelt und auch ihre humorvolle Seite zeigt, ist ihre Beliebtheit weiter gestiegen.

Die Queen wird 90, "obwohl sie nicht daran erinnert werden will", wie es heißt. Angeblich hat sie manchmal Rückenschmerzen. Doch Langlebigkeit dürfte ihr in den Genen liegen – ihre Mutter wurde 101. Prinz Charles und Prinz William stehen bereit: "Ich liege aber nicht wach und warte darauf, dass es endlich so weit ist", sagte William am Mittwoch derBBC.

Die Queen ist Pop