Chronik/Welt

Egyptair: Hinweise auf Explosion an Bord

Die geborgenen Körperteile von Insassen der abgestürzten Egyptair-Maschine deuten Ermittlern zufolge auf eine Explosion an Bord hin. Diese Hinweise ergäben sich aus den ersten forensischen Untersuchungen, wie es aus der ägyptischen Untersuchungskommission am Dienstag in Kairo hieß.

Demnach wurden bisher nur kleine Körperteile gefunden, die keine vom Aufprall auf das Wasser oder später verursachten Verletzungen aufweisen. Dies deute darauf hin, dass das Flugzeug in der Luft auseinander gerissen sei, erklärten Quellen innerhalb der Untersuchungskommission.

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Bisher wurden die für die Aufklärung der Absturzursache wichtigen Flugschreiber und Stimmenrekorder nicht gefunden. Das ägyptische Militär sucht unter anderem mit Unterstützung Frankreichs weiterhin vor der Küste Ägyptens nach Wrackteilen. Die Suche sei schwierig, da das Suchgebiet mehr als 74 Quadratkilometer groß und an manchen Stellen bis zu 3000 Meter tief sei, hieß es aus Ermittlerkreisen.
Der Kommission zufolge laufen derzeit DNS-Untersuchungen der geborgenen Körperteile, um die Insassen zu identifizieren. An Bord der Maschine waren hauptsächlich Ägypter und Franzosen. Österreicher saßen nicht in dem abgestürzten Flugzeug.
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Rauchalarm

Unmittelbar vor dem Absturz der Egyptair-Maschine über dem Mittelmeer hatte es Rauchalarm an Bord des Airbus 320 gegeben. Der Rauch sei aus dem Toilettenbereich im vorderen Teil der Maschine gemeldet worden, sagte eine Sprecherin der zivilen französischen Luftfahrtsicherheitsbehörde BEA am Samstag in Paris. Dieser befindet sich bei Maschinen dieses Typs in direkter Nähe des Cockpits.

Kein Rückschluss auf Ursache

Vor dem Absturz seien entsprechende Signale des ACARS-Systems des Flugzeugs gesendet worden, hieß es von BEA (Bureau d'Enquetes et d'Analyses pour la Securite de l'Aviation Civile). Ein Rückschluss auf die Ursache des Unfalls sei damit aber nicht möglich. Dazu müssten zunächst die Flugschreiber gefunden und die Daten ausgewertet werden.

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Das ExpertennetzwerkAviation Heraldveröffentlichte einen Auszug des Datenfunksystems ACARS, das automatisch Nachrichten zwischen Verkehrsflugzeugen und Bodenstationen übermittelt. Diese deuten auf ein plötzlich auftretendes Ereignis im rechten vorderen Bereich des Flugzeugs hin. Innerhalb kurzer Zeit seien auch Sensoren an Fenstern auf der rechten Seite, unter anderem im Cockpit, aktiviert worden. Eine Minute nach dem Rauchalarm bei der Toilette registrierte das System außerdem Rauch an der Bordelektronik, die sich unter dem Cockpit befindet.
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Als letzte Nachricht schickte das ACARS-System einen Hinweis auf den Ausfall eines Steuerungssystems. Das geschah um 02.29 Uhr Ortszeit - Momente, bevor der Flug MS804 vom Radar verschwand.

Wrackteile gefunden

Das ägyptische Militär hatte am Freitag nach eigenen Angaben Wrackteile des ins Mittelmeer gestürzten Egyptair-Passagierflugzeugs gefunden. Die Teile sowie persönliche Gegenstände von Insassen seien rund 290 Kilometer nördlich der Küstenstadt Alexandria geortet worden, teilte ein Militärsprecher mit.

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Griechenland und Ägypten sagten sich unterdessen weitere Zusammenarbeit zu. Dies teilte das Büro des griechischen Regierungschefs Alexis Tsipras am Freitag mit. Dieser habe dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi in einem Telefonat sein Beileid ausgesprochen. Auch aus Frankreich seien am Freitag vier Luftfahrtexperten zu Untersuchungen in Kairo eingetroffen, hieß es aus Flughafenkreisen.
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Bereits am Donnerstag hatte Kairo den Fund der Wrackteile des Airbus 320 vermeldet, musste diese Angaben jedoch später korrigieren. "Was gefunden wurde, ist ein Stück Holz und Materialien, die nicht von einem Flugzeug stammen", hatte der griechische Chef der Flughafenbehörde, Athanasios Binis, der NachrichtenagenturAFPbestätigt.

Der Airbus 320 war in der Nacht zum Donnerstag mit 66 Menschen an Bord auf dem Flug von Paris nach Kairo, als er eine gute halbe Stunde vor der geplanten Ankunft vom Radar verschwand.

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Die ägyptischen Behörden hatten einen Anschlag auf die Maschine zuvor bereits als wahrscheinlicher bezeichnet als ein technisches Problem. Auch Luftfahrtexperten äußerten die Möglichkeit einer Explosion, weil der Crew offenbar keine Zeit blieb, einen Notruf abzusetzen. Bisher bekannte sich jedoch niemand zu einem Anschlag auf die Maschine. Zudem waren auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle aufgrund der bevorstehenden Fußball-EM sowie der weiterhin geltenden höchsten Terrorwarnstufe die Sicherheitsvorkehrungen besonders hoch.