Ebola-Entdecker warnt Indien
Experten schlagen Alarm: Die Ebola-Epidemie kann sich leicht auch in andere Weltregionen ausbreiten. Der belgische Infektionsmediziner und Mikrobiologe Peter Piot, der im Jahr 1976 Mit-Entdecker des Ebola-Virus in Zaire war, sieht vor allem eine Gefahr für Indien.
Nach Europa kämen ebenfalls „mit Sicherheit“ Ebola-Kranke aus Afrika, die auf Behandlung hofften. Möglicherweise würden sich dadurch auch einige Europäer infizieren und sterben. Doch in Europa und Nordamerika könne ein solcher Ausbruch schnell wieder eingedämmt werden, so der Experte. In Afrika hingegen sei der Ausbruch zur humanitären Katastrophe geworden, sagte Piot: „Ich hätte wirklich nie gedacht, dass es so schlimm kommen könnte.“
Ausgangssperre
Während der Ausgangssperre gingen rund 30.000 Gesundheitsmitarbeiter von Haus zu Haus, um die Menschen über das Virus zu informieren und Kranke ausfindig zu machen. Mehr als 150 Infizierte wurden entdeckt. „Hätten wir diese nicht gefunden, dann hätte das zu einer weiteren Ausbreitung geführt“, sagte ein Helfer.
"PR-Aktion"
Kritiker bezweifeln aber die Effizienz einer solchen Aktion: Experten und Nichtregierungsorganisationen glauben nicht, dass es den Helfern gelungen sei, in nur drei Tagen alle 1,5 Millionen Haushalte zu erreichen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sprach von einer "PR-Aktion". Selbst wenn die Beteiligten einen Großteil der Infizierten entdecken, fehlt es in Sierra Leone - wie auch in den beiden anderen von der Epidemie besonders hart getroffenen Ländern Liberia und Guinea - an Mitteln, um die Erkrankten unterzubringen.
Zudem könnte man so eine Hungersnot erst provozieren: Die Wirtschaft stand ebenso wie das öffentliche Leben während der Ausgangssperre still. Viele Menschen arbeiten als Tagelöhner auf den Feldern, jetzt wäre die Zeit zu säen und Pflanzen zu setzen. Die Quarantänemaßnahmen könnten Armut und Hunger in der Region noch verstärken.