Chronik/Welt

Ebola-Entdecker warnt Indien

Experten schlagen Alarm: Die Ebola-Epidemie kann sich leicht auch in andere Weltregionen ausbreiten. Der belgische Infektionsmediziner und Mikrobiologe Peter Piot, der im Jahr 1976 Mit-Entdecker des Ebola-Virus in Zaire war, sieht vor allem eine Gefahr für Indien.

Piot befürchtet, dass sich einer der vielen in Westafrika lebenden Inder infizieren und während der Inkubationszeit Verwandte in Indien besuchen könne. Wenn er dann erkranke und in ein Spital gehe, könne sich Ebola leicht verbreiten, sagte Piot dem Magazin Der Spiegel. „Auch in Indien tragen Ärzte und Krankenschwestern oft keine Schutzhandschuhe. Sie würden sich sofort anstecken und das Virus verbreiten“, meinte der 65-Jährige.

Nach Europa kämen ebenfalls „mit Sicherheit“ Ebola-Kranke aus Afrika, die auf Behandlung hofften. Möglicherweise würden sich dadurch auch einige Europäer infizieren und sterben. Doch in Europa und Nordamerika könne ein solcher Ausbruch schnell wieder eingedämmt werden, so der Experte. In Afrika hingegen sei der Ausbruch zur humanitären Katastrophe geworden, sagte Piot: „Ich hätte wirklich nie gedacht, dass es so schlimm kommen könnte.“

Ausgangssperre

In Westafrika starben bisher mehr als 2600 Menschen an Ebola. Sierra Leone, Liberia und Guinea sind besonders betroffen. Zur Eindämmung der Epidemie wurde in Sierra Leone eine dreitägige Ausgangssperre verhängt. Die Behörden bezeichneten sie als erfolgreich – die meisten der sechs Millionen Einwohner hielten sich an die Anordnung.

Während der Ausgangssperre gingen rund 30.000 Gesundheitsmitarbeiter von Haus zu Haus, um die Menschen über das Virus zu informieren und Kranke ausfindig zu machen. Mehr als 150 Infizierte wurden entdeckt. „Hätten wir diese nicht gefunden, dann hätte das zu einer weiteren Ausbreitung geführt“, sagte ein Helfer.

"PR-Aktion"

Kritiker bezweifeln aber die Effizienz einer solchen Aktion: Experten und Nichtregierungsorganisationen glauben nicht, dass es den Helfern gelungen sei, in nur drei Tagen alle 1,5 Millionen Haushalte zu erreichen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sprach von einer "PR-Aktion". Selbst wenn die Beteiligten einen Großteil der Infizierten entdecken, fehlt es in Sierra Leone - wie auch in den beiden anderen von der Epidemie besonders hart getroffenen Ländern Liberia und Guinea - an Mitteln, um die Erkrankten unterzubringen.

Zudem könnte man so eine Hungersnot erst provozieren: Die Wirtschaft stand ebenso wie das öffentliche Leben während der Ausgangssperre still. Viele Menschen arbeiten als Tagelöhner auf den Feldern, jetzt wäre die Zeit zu säen und Pflanzen zu setzen. Die Quarantänemaßnahmen könnten Armut und Hunger in der Region noch verstärken.

Spanier heimgeholt

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Die spanische Regierung flog erneut einen mit Ebola infizierten Spanier heim. Der Priester Manuel García Viejo, 69, kam mit einer Maschine der Luftwaffe aus Sierra Leone nach Madrid. Dort wurde der Mediziner, der eine Klinik geleitet hatte, in die Quarantänestation eines Spitals gebracht. Sein Zustand war sehr ernst. Er ist der zweite Ebola-kranke Spanier, der heimgeflogen wurde. Am 7. August wurde Miguel Pajares aus Liberia geholt. Er erlag als erster Europäer der Krankheit.