Chronik/Welt

Ebola: "Brauchen Soldaten, die notfalls schießen"

Wir brauchen kein Geld für korrupte Regierungen, wir brauchen Soldaten, Ärzte, Seuchenexperten und Medikamente", sagt der 40-jährige Salesianerpater Lothar Wagner in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone. Aber die internationale Hilfe sei "beschämend". "Wir brauchen ein robustes UNO-Mandat, wir brauchen mobile Krankenhäuser, denn wir führen Krieg gegen Viren, die nicht sichtbar sind. Wir brauchen UN-Soldaten, die notfalls auch schießen. Das hört sich für einen Ordensmann sehr übel an", sagt der aus Kiel stammende Wagner zum KURIER am Telefon. "Aber in der Moraltheologie muss man das geringere Übel wählen."

Sierra Leone und Liberia schaffen diesen Krieg nicht mehr ohne Hilfe von außen, de facto sind sie jetzt schon failed states. In Sierra Leone seien viele Krankenhäuser geschlossen, weil entweder das Personal selbst erkrankt ist oder weil es aus Angst geflüchtet ist, beschreibt Wagner die Situation.

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Der Don Bosco Salesianer betreut für die Hilfsorganisation "Jugend Eine Welt" (www.jugendeinewelt.at) mit 100 Mitarbeitern zwei Aufnahmezentren fürEbola-Waisenkinder oder Kinder, die die Krankheit überlebt haben und aus Aberglauben von ihren Familien verstoßen wurden. Ein drittes Heim ist eine Art Frauenhaus. "Denn auch die Vergewaltigungen haben ja nicht aufgehört." Wagner und seine Mitarbeiter tragen Handschuhe, jeder hat ein Fieberthermometer, und alle drei Stunden müssen die Kinder Fieber messen. "Es ist russisches Roulette hier."
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In Ghana koordiniert Pater Günter Mayer die Hilfsmaßnahmen. Auch er fühlt sich ziemlich alleine gelassen. Mit der Aufklärung hapert es überall. Ebola muss kein Todesurteil sein, viele überleben das Fieber.

Die USA schicken demnächst 3000 Militärangehörige in die liberianische Hauptstadt Monrovia. Sie sollen dort ihr Hauptquartier aufschlagen, die Seuchenbekämpfung koordinieren und vorläufig einmal 17 Behandlungszentren mit jeweils 100 Betten errichten. Außerdem sollen sie Tausende Gesundheitshelfer ausbilden.

Obama warnt

US-Präsident Barack Obama hat die Weltgemeinschaft zum raschen Handeln gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika gedrängt, bevor "Hunderttausende" infiziert sind: "Das ist eine potenzielle Gefahr für die globale Sicherheit." Mehr als 2400 Menschen sind seit Ausbruch der Epidemie gestorben, fast 5000 Fälle wurden in Westafrika offiziell registriert, die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein. Obama will den Kongress um zusätzliche 88 Millionen Dollar bitten, 500 Millionen sollen aus dem Verteidigungsbudget umgeschichtet und für Westafrika bereit gestellt werden. Deutschland hat bisher 2,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Österreich hat 200.000 Euro für Hilfsmaßnahmen in Sierra Leone ausgegeben. Am Dienstag beschloss die Weltbank eine Hilfszahlung von 105 Millionen Dollar.
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